Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel The association between problematic smartphone use and symptoms of anxiety and depression—a meta-analysis zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2021 veröffentlicht. Sie stammt von Christoph Augner und drei weiteren Forschenden der Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und der Sigmund Freud Universität Linz in Österreich.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass manche Personen ihr Smartphone übermäßig, also häufig und lange, nutzen und Schwierigkeiten haben, damit aufzuhören. Das scheint eher bei Menschen vorzukommen, denen es nicht so gut geht.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Hängt eine übermäßige Benutzung des Smartphones mit Angst oder depressiven Beschwerden zusammen?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die untersuchten, wie Smartphone-Nutzung sowie Angst oder depressive Beschwerden zusammenhingen. Die Studien mussten hierfür wissenschaftliche Fragebögen eingesetzt haben. In Bezug auf die Studienteilnehmenden gab es keine Einschränkungen oder Voraussetzungen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 27 Studien aus den Jahren 2014 bis 2020, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 120 895 Smartphone-Nutzenden.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 27 Studien schauten die Forschenden, ob und wie eine übermäßige Smartphone-Nutzung mit Angst und depressiven Beschwerden zusammenhing.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
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Nutzung des Smartphones: Wie häufig und wie lange nutzten Menschen ihr Smartphone? Hatten sie Schwierigkeiten, die Nutzung einzuschränken?
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Angst
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Depressive Beschwerden
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Eine übermäßige Nutzung des Smartphones hing mit Angst zusammen. Die Korrelation r betrug 0.29. Das bedeutet, dass der Zusammenhang klein bis mittelgroß war. Wer sein Smartphone übermäßig nutzte, empfand eher Angst.
- Eine übermäßige Nutzung des Smartphones hing mit depressiven Beschwerden zusammen. Die Korrelation r betrug 0.28. Das bedeutet, der Zusammenhang war auch hier klein bis mittelgroß. Menschen, die ihr Smartphone übermäßig nutzten, hatten eher depressive Beschwerden.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurden Zusammenhänge zwischen einer übermäßigen Smartphone-Nutzung und Angst und depressiven Beschwerden beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diese Zusammenhänge gibt. Dies bedeutet nicht, dass ein übermäßiger Gebrauch des Smartphones die Ursache für Angst oder depressive Beschwerden sein muss.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie neh¬men deshalb an, dass die Zusammenhänge zwischen einer übermäßigen Nutzung des Smartphones und Angst und depressiven Beschwerden tatsächlich ähnlich groß sind wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden haben mit einem speziellen Verfahren getestet, ob die Ergebnisse aussagekräftig sind oder ob die Aussagekraft durch fragwürdige Methoden eingeschränkt ist. Dieser Test deutet darauf hin, dass die beobachteten Zusammenhänge aussagekräftig sind. Man kann davon ausgehen, dass sie nicht durch fragwürdige Methoden in den gefundenen Studien zustande gekommen sind. Jedoch geben die Forschenden zu bedenken, dass die Ergebnisse der einzelnen Studien sehr verschieden waren. Dadurch ist das Ergebnis unsicherer.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden merken an, dass man nicht sicher sagen kann, ob Angst oder depressive Beschwerden dazu führen, dass Menschen übermäßig ihr Smartphone nutzen. Oder ob es andersherum ist: Eine übermäßige Smartphone-Nutzung könnte dazu führen, dass Menschen eher Angst und depressive Beschwerden entwickeln. Die Forschenden vermuten aber, dass es nicht an sich problematisch ist, wenn Menschen ihr Smartphone häufig nutzen. Sondern erst, wenn sie dies regelmäßig tun, um sich abzulenken, wenn es ihnen schlecht geht. Dann ersetzt das Smartphone möglicher Weise günstigere Formen, die eigenen Probleme zu bewältigen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.