Verbessern transkranielle Gleichstromstimulation und kognitives Training das Arbeitsgedächtnis von älteren Menschen?

Worum geht es?

KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel A meta-analysis of the effects of transcranial direct current stimulation combined with cognitive training on working memory in healthy older adults zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2024 veröffentlicht. Sie stammt von Yanxin Lv und fünf weiteren Forschenden von der Beijing Sport Universität in China und sechs weiteren Instituten aus China und Deutschland.

Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?

Hintergrund:

Die Menschen werden immer älter. Damit rückt auch die altersbedingte Verschlechterung des stärker in den Blick. Diese kann die Selbstständigkeit im Alltag einschränken und die Lebensqualität deutlich mindern. Medikamente helfen oft nur begrenzt oder haben Nebenwirkungen. Deshalb suchen Forschende nach anderen Behandlungsmöglichkeiten. Zwei vielversprechende Ansätze sind und die . Diese Übersichtsarbeit prüft, ob die Kombination beider Methoden wirksamer ist als der Einsatz nur einer einzelnen Methode.

Forschungsfrage:

Kann tDCS in Kombination mit kognitivem Training das Arbeitsgedächtnis von gesunden älteren Menschen verbessern?

Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?

Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?

Die Forschenden suchten nach Studien mit gesunden älteren Menschen ab 60 Jahren. Die Teilnehmenden mussten sowohl als auch zur Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses erhalten. Zu Beginn sollten sie bereits eine leichte Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses haben. Die Studien mussten eine Stimulationsgruppe und eine Kontrollgruppe mit Scheinbehandlung enthalten. Die Zuteilung zu den Gruppen erfolgte zufällig. Die Leistung des Arbeitsgedächtnisses wurde jeweils vor und nach dem Training und der Stimulation gemessen.

Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?

Die Forschenden fanden sechs Studien mit insgesamt 323 gesunden älteren Teilnehmenden. Das wurde mit verschiedenen Aufgaben gemessen, zum Beispiel, wie viele Zahlen sich die Teilnehmenden merken konnten. Die Zahl der Sitzungen mit Stimulation oder Scheinbehandlung war unterschiedlich. In den meisten Studien gab es fünf bis zehn Sitzungen, die jeweils 10 bis 30 Minuten dauerten.

Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?

Die Forschenden schauten, ob sich das Arbeitsgedächtnis nach dem kognitiven Training und der oder Scheinbehandlung verbessert hat. Dann verglichen sie, ob diese Verbesserung in der Stimulationsgruppe größer war als in der mit der Scheinbehandlung.

Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?

• In welcher Gruppe waren die Teilnehmenden?

  • Stimulationsgruppe: Stimulation mit
  • : Scheinbehandlung

• andere Merkmale, wie Anzahl der Sitzungen oder Dauer der Stimulation

• Leistung des vor und nach dem mit Stimulation oder Scheinbehandlung

Hinweis der KLARpsy-Autor:innen

Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARpsy-Wörterbuch.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

• Die Kombination aus und verbesserte das Arbeitsgedächtnis bedeutsam. Die betrug hier 0.35. Das ist ein kleiner Unterschied der Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses zwischen der Stimulationsgruppe und der .

• Die Stärke, mit der stimuliert wurde, beeinflusste die Wirkung auf das .

  • Bei einer Stärke von zwei Milliampere verbesserte sich das Arbeitsgedächtnis der Stimulationsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die standardisierte Mittelwertdifferenz betrug hier 0.39. Das ist ein kleiner Unterschied.
  • Bei einer Stimulation mit einem Milliampere gab es keinen bedeutsamen Unterschied zwischen den Gruppen.

• Zudem machte auch die Anzahl der Stimulationssitzungen einen Unterschied.

  • Nach zehn oder mehr Sitzungen zeigte sich eine Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses bei gesunden älteren Menschen. Hier war die standardisierte Mittelwertdifferenz 0.72. Das ist ein mittelgroßer Unterschied zwischen Stimulations- und Kontrollgruppe.
  • Dagegen sah man nach weniger als zehn Sitzungen keinen bedeutsamen Unterschied des Arbeitsgedächtnisses zwischen den beiden Gruppen.

Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?

Was ist die Ursache für die Ergebnisse?

In der Übersichtsarbeit wurde ein Unterschied der Verbesserung des zwischen Personen mit und ohne Stimulation beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass auch die Ursache für diesen Unterschied ist.

Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?

• Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.

• Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Unterschiede der Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses zwischen den Gruppen tatsächlich ähnlich groß sind wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.

Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?

Die Forschenden geben zu bedenken, dass sie nur wenige Studien zur Wirkung von tDCS auf das Arbeitsgedächtnis gefunden haben. Zudem wurden nur gesunde ältere Menschen untersucht. Unklar ist auch, ob die beobachteten Verbesserungen auch langfristig bestehen bleiben. Außerdem wurden eher einfache Gedächtnisaufgaben verwendet. Daher ist nicht sicher, ob sich die Verbesserungen des Arbeitsgedächtnisses im Alltag auch zeigen.

Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?

Die Forschenden betonen, dass zusammen mit ein vielversprechender Ansatz sein könnte. So ließe sich die geistige Leistungsfähigkeit gesunder älterer Menschen erhalten oder sogar verbessern. Das kann helfen, das Gedächtnis im Alter länger stabil zu halten. Dadurch bleiben Selbstständigkeit und Lebensqualität länger erhalten.

Was ist noch zu beachten?

Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?

Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde durch chinesische staatliche Mittel für Universitäten finanziert.

Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?

Ein Forscher war als Berater der Firmen Neuroelectrics und Precisis, die neurotechnologische Geräte herstellen, tätig. Die anderen Forschenden berichten, dass keine bei ihnen vorliegen.