Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Coping as a mediator between locus of control, competence beliefs, and mental health: A systematic review and structural equation modelling meta-analysis zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2019 veröffentlicht. Sie stammt von Nicola Groth und acht weiteren Forschenden von der Universität Bern und vier weiteren Instituten.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Verschiedene Faktoren beeinflussen unsere psychische Gesundheit. Darunter auch Faktoren, die in der eigenen Person liegen. Dazu gehört zum Beispiel die Art, wie Menschen Probleme bewältigen. Auch die Meinung über eigene Fähigkeiten und Kontrollmöglichkeiten können die psychische Gesundheit beeinflussen.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden:
- Wird der Zusammenhang zwischen der Meinung über eigene Fähigkeiten, Kontrollmöglichkeiten sowie der psychischen Gesundheit durch die Art der Problembewältigung vermittelt? Oder
- Wird der Zusammenhang zwischen der Problembewältigung und der psychischen Gesundheit durch Denkweisen über eigene Fähigkeiten und Kontrollmöglichkeiten vermittelt?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit, der Problembewältigung und der Meinung über eigene Fähigkeiten und Kontrollmöglichkeiten untersuchten. Hierbei wurden Studien gesucht, die Menschen mit und ohne psychische Probleme untersuchten.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden 15 Studien aus den Jahren 1996 bis 2016, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 3 986 Menschen im Alter zwischen 8 und 75 Jahren.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 15 Studien schauten die Forschenden verschiedene Kombinationen an, wie die Meinung über die eigenen Fähigkeiten und Kontrollmöglichkeiten sowie die Problembewältigung mit der psychischen Gesundheit zusammenhängen können.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale bei Menschen mit und ohne psychische Probleme wurden untersucht:
-
Psychische Gesundheit
- niedrig bis hoch (z.B. Belastung mit psychischen Problemen)
-
Faktoren, die die psychische Gesundheit beeinträchtigen können
- Art der Problembewältigung
- günstig (z.B. aktive Auseinandersetzung mit der Situation)
- ungünstig (z.B. Verdrängung, Vermeidung)
- Meinung über eigene Fähigkeiten
- günstig (z.B. hohes Selbstbewusstsein, Zufriedenheit mit den eigenen Fähigkeiten)
- ungünstig (z.B. niedriges Selbstbewusstsein, Unzufriedenheit mit den eigenen Fähigkeiten)
- Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten
- günstig (z.B. eigene Kontrolle über positive Ereignisse; negative Ereignisse sind fremdbestimmt)
- ungünstig (z.B. positive Ereignisse sind fremdbestimmt; eigene Kontrolle über negative Ereignisse)
- Art der Problembewältigung
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Die Forschenden fanden heraus, dass eine ungünstige Problembewältigung mit einer niedrigen psychischen Gesundheit zusammenhängt. Die Effektstärke Beta ß hierfür betrug 0.23. Das ist ein kleiner Zusammenhang.
- Zudem zeigt die Metaanalyse, dass auch eine ungünstige Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten mit einer niedrigen psychischen Gesundheit zusammenhängt. Die Effektstärke Beta ß betrug 0.25. Eine günstige Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten ging dagegen mit einer höheren psychischen Gesundheit einher. Die Effektstärke ß hierfür betrug 0.13. Das sind beides kleine Zusammenhänge.
- Der Zusammenhang zwischen einer ungünstigen Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten und einer niedrigen psychischen Gesundheit wurde über eine ungünstige Problembewältigung vermittelt. Die Effektstärke Beta ß hierfür betrug 0.05. Dies ist ein sehr kleiner vermittelnder Einfluss.
- Die Forschenden konnten keinen bedeutsamen Zusammenhang zwischen der Meinung über eigene Fähigkeiten und einer niedrigen psychischen Gesundheit finden.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde beobachtet, dass der Zusammenhang zwischen einer ungünstigen Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten und einer niedrigen psychischen Gesundheit durch eine ungünstige Problembewältigung vermittelt wird. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Zusammenhang gibt. Man kann aber nicht sicher sagen, dass eine ungünstige Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten eine ungünstige Problembewältigung und diese wiederum die niedrige psychische Gesundheit verursacht.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden machen keine Angaben dazu, ob es Hinweise auf solche Verzerrungen gibt. Ob der Zusammenhang zwischen ungünstiger Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten, ungünstiger Problembewältigung und der niedrigen psychischen Gesundheit tatsächlich kleiner ist als in dieser Übersichtsarbeit berechnet, bleibt damit unklar.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Die Verschiedenheit der Ergebnisse der einzelnen eingeschlossenen Studien wurde nicht berücksichtigt. Manche Studien fanden größere, andere kleinere Zusammenhänge und Einflüsse. Die aus den Ergebnissen der Metaanalyse abgeleiteten Aussagen sind daher unsicher.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen, dass eine ungünstige Meinung über eigene Kontrollmöglichkeiten, vermittelt über eine ungünstige Problembewältigung, mit einer eher niedrigen psychischen Gesundheit einhergehen. Trainings zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der psychischen Gesundheit sollten daher die Möglichkeit bieten, Strategien zu erlernen, um zuerst ungünstige Meinungen über eigene Kontrollmöglichkeiten und dann eine ungünstige Problembewältigung abzulegen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden machen keine Angaben dazu, ob bei ihnen ein Interessenkonflikt vorliegt.