Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Preference for infant-directed speech in preverbal young children zusammen. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text beruht auf lebendiger Evidenz aus der PsychOpen CAMA Datenbank des Leibniz-Instituts für Psychologie vom 26.03.2021. “Lebendige Evidenz” bedeutet hier, dass fortlaufend neue Forschungsergebnisse in eine Übersichtsarbeit mit Metaanalyse aufgenommen werden können. Das Gesamtergebnis der Metaanalyse kann damit immer wieder an den neuesten Forschungsstand angepasst werden. Die Grundlage für die hier vorgestellte lebendige Evidenz bildet wiederum die Übersichtsarbeit “Preference for infant-directed speech in preverbal young children”. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2012 veröffentlicht. Sie stammt von Carl J. Dunst und zwei weiteren Forschenden des "Center for Early Literacy Learning" in den USA.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit aus PsychOpen CAMA?
Hintergrund:
Erwachsene und Eltern sprechen mit Babys, die noch nicht sprechen können, oft in Babysprache. Man nimmt an, dass Erwachsene das tun, weil Babys Babysprache lieber mögen als “normale” Sprache.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Mögen Babys Babysprache lieber als normale Sprache?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die verglichen, wie Babys auf Babysprache und normale Sprache reagierten. Die Studien mussten echte Wörter und keine Fantasiewörter nutzen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den in PsychOpen CAMA vorliegenden Studien schauten Forschende, wie groß die Unterschiede in den Reaktionen auf Babysprache und normale Sprache waren. In PsychOpen CAMA lässt sich auch untersuchen, ob diese Unterschiede mit anderen Merkmalen der vorliegenden Studien zusammenhingen.
Welche lebendige Evidenz findet sich in PsychOpen CAMA?
Welche Studien zur Forschungsfrage sind vorhanden?
Die lebendige Evidenz in PsychOpen CAMA umfasst aktuell insgesamt 23 Studien aus den Jahren 1983 bis 2015. Aus diesen Studien können derzeit insgesamt 75 Ergebnisse zu einer Metaanalyse zusammengefasst werden. Über alle Studien hinweg lag das mittlere Alter der untersuchten Babys bei 6 Monaten. In den einzelnen Studien reichte das durchschnittliche Alter der Babys von 2 Tagen bis zu 20 Monaten.
Was kann mit PsychOpen CAMA untersucht werden?
Für diesen KLARpsy-Text relevant:
- Vorliebe der Babys für Babysprache statt normaler Sprache
- Mehr Kopfbewegungen oder Blicke in Richtung einer Aufnahme von Babysprache
- Bessere Laune während des Hörens von Babysprache
- Merkmale der untersuchten Studien
- Durchschnittliches Alter der Babys
- Wie die Vorliebe gemessen wurde, zum Beispiel über Blicke oder gute Laune
- Wer auf den Sprachaufnahmen zu hören war, zum Beispiel die eigene Mutter oder eine fremde Frau
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die aktuellen Ergebnisse in PsychOpen CAMA?
- Über alle Studien hinweg bevorzugen Babys Babysprache. Cohen’s d beträgt hier 0.66. Das ist ein mittelgroßer Unterschied zwischen Babysprache und normaler Sprache. Umgerechnet auf 100 untersuchte Babys bedeutet dies: 75 von 100 Babys mögen Babysprache lieber.
- Merkmale der untersuchten Studien, wie das durchschnittliche Alter der Babys, wirken sich nicht bedeutsam auf die Vorliebe für Babysprache aus. Die Vorliebe für Babysprache ist über alle Merkmale hinweg ähnlich groß.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit zeigten Babys eine Vorliebe für Babysprache. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass das Hören von Babysprache oder normaler Sprache auch den gefundenen Unterschied verursacht.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
- Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
- Was bedeutet das für die lebendige Evidenz in PsychOpen CAMA? In PsychOpen CAMA finden sich Hinweise auf solche Verzerrungen. Es ist deshalb anzunehmen, dass der Unterschied zwischen Babysprache und normaler Sprache tatsächlich kleiner ist als berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
PsychOpen CAMA testet automatisch mit einem speziellen Verfahren, ob der gefundene Unterschied aussagekräftig ist oder die Aussagekraft durch fragwürdige Methoden eingeschränkt ist. Dieser Test deutet darauf hin, dass der Unterschied zwischen Babysprache und normaler Sprache aussagekräftig ist. Man kann davon ausgehen, dass die Vorliebe für Babysprache nicht durch fragwürdige Methoden in den gefundenen Studien zustande gekommen ist.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden machen folgende Aussage: Babys könnten Babysprache mehr Aufmerksamkeit schenken, weil Babysprache ein Hinweis auf geeignete Betreuungspersonen ist. Erwachsene können also Babysprache gezielt im Kontakt mit Babys nutzen. Wenn Babysprache genutzt wird, könnten Babys nämlich leichter aufmerksam bleiben. Beachten Sie, dass die lebendige Evidenz im Vergleich zur Übersichtsarbeit der Forschenden möglicherweise erweitert wurde. Diese Aussage wurde aber nicht aktualisiert.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit, auf der die lebendige Evidenz beruht, wurde durch das Bildungsministerium der USA finanziert.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden machen in der Übersichtsarbeit, auf der die lebendige Evidenz beruht, keine Angaben dazu, ob bei ihnen ein