Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Development of infants’ segmentation of words from native speech: A meta-analytic approach zusammen. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text beruht auf lebendiger Evidenz aus der PsychOpen CAMA Datenbank des Leibniz-Instituts für Psychologie vom 17.05.2023. “Lebendige Evidenz” bedeutet hier, dass fortlaufend neue Forschungsergebnisse in eine Übersichtsarbeit mit Metaanalyse aufgenommen werden können. Das Gesamtergebnis der Metaanalyse kann damit immer wieder an den neuesten Forschungsstand angepasst werden. Die Grundlage für die hier vorgestellte lebendige Evidenz bildet wiederum die Übersichtsarbeit “Development of infants’ segmentation of words from native speech: A meta-analytic approach”. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2016 veröffentlicht. Sie stammt von Christina Bergmann und Alejandrina Cristia von der "Ecole Normale Supérieure", einer Universität in Paris.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit aus PsychOpen CAMA?
Hintergrund:
Babys lernen bereits im Alter von 6 Monaten erste Wörter. Dafür müssen sie Wörter in Sätzen erkennen können. Man nimmt an, dass Babys mit zunehmendem Alter besser im Erkennen von Wörtern werden. Jüngere Babys sollten deshalb bereits bekannte Wörter bevorzugen. Ältere Babys sollten dagegen unbekannte Wörter lieber mögen, da sie schon Profis im Erkennen von Wörtern sind.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Stimmt es tatsächlich, dass jüngere Babys bekannte Wörter lieber mögen und ältere Babys unbekannte Wörter lieber mögen?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien dazu, wie gerne Babys bekannte oder unbekannte Wörter in Sätzen mögen. Die Sätze mussten aus der Muttersprache der Babys stammen. Wie gerne Babys die Sätze mochten, mussten die Studien über Unterschiede in der Blickdauer der Babys während des Zuhörens erfassen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den in PsychOpen CAMA vorliegenden Studien schauten Forschende, ob die Babys Sätze lieber mochten, die bekannte Wörter statt unbekannten Wörtern enthalten. In PsychOpen CAMA lässt sich auch untersuchen, wie alt die Kinder in den vorliegenden Studien waren.
Welche lebendige Evidenz findet sich in PsychOpen CAMA?
Welche Studien zur Forschungsfrage sind vorhanden?
Die lebendige Evidenz in PsychOpen CAMA umfasst aktuell insgesamt 68 Studien aus den Jahren 1995 bis 2018. Aus diesen Studien können derzeit insgesamt 296 Ergebnisse zu einer Metaanalyse zusammengefasst werden. Über alle Studien hinweg lag das mittlere Alter der untersuchten Babys bei 8 Monaten. In den einzelnen Studien reichte das durchschnittliche Alter der Babys von 4 Monaten bis zu 25 Monaten.
Was kann mit PsychOpen CAMA untersucht werden?
Für diesen KLARpsy-Text relevant:
-
Vorliebe für unbekannte oder bekannte Wörtern
- Unterschied in der Blickdauer für Sätze mit bekannten oder unbekannten Wörter
-
Durchschnittliches Alter der Babys je Studie (Mean Age Sample)
Auch in PsychOpen CAMA vorhanden:
- Methoden und Messverfahren zum Bestimmen der Länge der Blickdauer (Method, Measurement Response)
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die aktuellen Ergebnisse in PsychOpen CAMA?
- Über alle Studien hinweg mögen die Babys bekannte Wörter lieber als unbekannte. Cohen’s d beträgt hier 0.20. Das ist ein kleiner Unterschied zwischen bekannten und unbekannten Wörtern. Umgerechnet auf 100 untersuchte Babys bedeutet dies: 58 von 100 Babys schauen länger auf bekannte Wörter.
- Anders als erwartet, mögen auch ältere Babys bekannte Wörter lieber als unbekannte. Der Einfluss des Alters auf die Vorliebe der Babys für bekannte Wörter war nicht bedeutsam.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit mochten Babys bekannte Wörter lieber als unbekannte. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass das Hören von bekannten oder unbekannten Wörtern auch den gefundenen Unterschied verursacht.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
- Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
- Was bedeutet das für die lebendige Evidenz in PsychOpen CAMA? In PsychOpen CAMA finden sich Hinweise auf solche Verzerrungen. Es ist deshalb möglich, dass der Unterschied in der Vorliebe für bekannte und unbekannte Wörter tatsächlich kleiner ist als berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
PsychOpen CAMA testet automatisch mit einem speziellen Verfahren, ob der gefundene Unterschied aussagekräftig ist oder die Aussagekraft durch fragwürdige Methoden eingeschränkt ist. Dieser Test deutet darauf hin, dass der Unterschied zwischen bekannten und unbekannten Wörtern aussagekräftig ist. Man kann davon ausgehen, dass die Vorliebe für bekannte Wörter nicht durch fragwürdige Methoden in den gefundenen Studien zustande gekommen ist.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden machen in ihrer Übersichtsarbeit keine Angaben zur Bedeutung ihrer Ergebnisse im Alltag.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Übersichtsarbeit, auf der die lebendige Evidenz beruht, wurde durch die “Fondation Pierre-Gilles de Gennes” und die “Agence Nationale de la Recherche” französische Stiftungen, die Forschung fördern, unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden machen in der Übersichtsarbeit, auf der die lebendige Evidenz beruht, keine Angaben dazu, ob bei ihnen ein