Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Efficacy of Cognitive Behavioral Therapy for Anxiety-Related Disorders: A Meta-Analysis of Recent Literature zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2023 veröffentlicht. Sie stammt von Shalini Bhattacharya und vier weiteren Forschenden von der Universität Marburg und fünf weiteren Instituten.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Die Wirksamkeit von Kognitiver Verhaltenstherapie bei Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung und Zwangsstörungen wurde schon in früheren Übersichtsarbeiten untersucht und nachgewiesen. Diese Übersichtsarbeiten sind mittlerweile jedoch über zehn Jahre alt und in der Zwischenzeit wurden weitere Studien zur Wirksamkeit der Kognitiven Verhaltenstherapie durchgeführt. Daher sollen in dieser Übersichtsarbeit die neusten Studien berücksichtigt werden.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden:
- Wie gut wirkt die Kognitive Verhaltenstherapie bei typischen Beschwerden von Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung oder Zwangsstörungen im Vergleich zu einer Scheinbehandlung („Placebo“)?
- Wie gut wirkt die Kognitive Verhaltenstherapie bei depressiven Beschwerden, die häufig mit diesen Störungen einhergehen?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien seit dem Jahr 2017 mit Erwachsenen, die an einer Angststörung, einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder einer Zwangsstörung litten. Die Studien mussten außerdem die Wirksamkeit von Kognitiver Verhaltenstherapie im Vergleich zu einer Scheinbehandlung untersucht haben. Eine Scheinbehandlung war zum Beispiel die reine Besprechung der psychischen Probleme mit einer Psychotherapeutin, die dabei keine bestimmte therapeutische Technik anwendete.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 10 Studien aus den Jahren 2017 bis 2022, deren Ergebnisse sie in einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 1 250 Menschen mit Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung oder Zwangsstörungen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 10 Studien schauten die Forschenden, ob sich die Stärke der Beschwerden zwischen Studienteilnehmenden unterschied, die eine Kognitive Verhaltenstherapie oder eine Scheinbehandlung gemacht hatten.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale wurden untersucht:
- Art der Behandlung
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Scheinbehandlung
- Behandlungserfolg
- Stärke der typischen Beschwerden, zum Beispiel regelmäßige starke Angst, nach der Kognitiven Verhaltenstherapie oder Scheinbehandlung
- Stärke der depressiven Beschwerden nach der Kognitiven Verhaltenstherapie oder Scheinbehandlung
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Die Stärke der typischen Beschwerden bei Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung und Zwangsstörungen war nach einer Kognitiven Verhaltenstherapie geringer als nach einer Scheinbehandlung. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.24. Das ist ein kleiner Unterschied in der Stärke der Beschwerden nach einer Behandlung mit der Kognitiven Verhaltenstherapie im Vergleich zu einer Scheinbehandlung.
- Die kognitive Verhaltenstherapie und eine Scheinbehandlung unterschieden sich nicht in ihrer Wirkung auf depressive Beschwerden.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde ein Unterschied in der Wirksamkeit einer Kognitiven Verhaltenstherapie und einer Scheinbehandlung für typische Beschwerden mehrerer psychischer Störungen beobachtet. Für depressive Beschwerden wurde kein Unterschied beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit Sicherheit sagen, dass die Art der Behandlung die Ursache für den Unterschied im Behandlungserfolg bei den typischen Beschwerden war
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie haben sich bemüht, diese Verzerrungen zu berücksichtigen. Sie nehmen deshalb an, dass der Unterschied im Behandlungserfolg zwischen der Kognitiven Verhaltenstherapie und einer Scheinbehandlung tatsächlich ähnlich groß ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken, dass die Übersichtsarbeit nur 10 Studien einschließt. Der Großteil dieser Studien untersucht außerdem die Wirkung von Kognitiver Verhaltenstherapie ausschließlich bei Posttraumatischer Belastungsstörung. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Behandlungen anderer psychischer Störungen ist daher begrenzt.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden machen keine Angaben zur Bedeutung ihrer Ergebnisse im Alltag.
Falls Sie oder jemand in Ihrem Umfeld von den hier genannten Störungen betroffen sind/ist, weisen wir darauf hin, dass die Wahl der Behandlung immer in Rücksprache mit Fachpersonal erfolgen sollte.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde durch das Projekt DEAL finanziert. Das ist ein Zusammenschluss verschiedener wissenschaftlicher Organisationen zur Unterstützung von Veröffentlichungen, die man kostenlos lesen kann. Einer der Forschenden wird von zwei öffentlichen und privaten Stiftungen und mehreren Unternehmen aus der Pharmaindustrie finanziell unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass kein Interessenkonflikt bei ihnen vorliegt.