Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Of differing methods, disputed estimates and discordant interpretations: the meta-analytical multiverse of brain volume and IQ associations zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Jakob Pietschnig und drei weiteren Forschenden von der Universität Wien und zwei weiteren Instituten aus Deutschland und Österreich.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Seit über 100 Jahren untersuchen Forschende, ob die Größe des Gehirns mit Intelligenz zusammenhängt. Moderne Studien zur Erforschung des Gehirns deuten darauf hin, dass es einen solchen Zusammenhang gibt. Menschen mit größerem Gehirn scheinen intelligenter zu sein. Es gibt auch schon Übersichtsarbeiten dazu. Diese Übersichtsarbeiten unterscheiden sich aber darin, wie stark sie diesen Zusammenhang einschätzen.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Wie stark ist der Zusammenhang zwischen der Größe des Gehirns und der Intelligenz wirklich?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien zum Zusammenhang zwischen der Größe des Gehirns und der Intelligenz. Die Studien mussten lebende Menschen untersuchen, also nicht die Gehirne bereits Verstorbener. Sie mussten die Größe des kompletten Gehirns mit Gehirnscans (
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 143 Studien aus den Jahren 1987 bis 2021, die sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt waren das Ergebnisse von über 26 000 Menschen. Je nach Studie waren das Menschen ganz unterschiedlichen Alters. Eine Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Intelligenz und der Größe des Gehirns bei um die 3 Jahre alten Kindern. Eine andere Studie untersuchte um die 92 Jahre alte Erwachsene.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 143 Studien schauten die Forschenden, ob und wie stark Intelligenz und die Größe des Gehirns zusammenhingen. Sie testeten auch, wie stabil das berechnete Gesamtergebnis war. Zum Beispiel, ob es einen Unterschied machte, wenn einzelne Studien aus der Übersichtsarbeit ausgeschlossen wurden.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
- Größe des Gehirns: Messung über Gehirnscans (
MRT oderCT ) - Intelligenz: Messung über den
Intelligenzquotienten (IQ) - Merkmale der Studien
- Zum Beispiel: Wie alt war die Studie? Wie genau wurde Intelligenz gemessen?
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Intelligenz hing mit der Größe des Gehirns zusammen. Menschen mit einem größeren Gehirn waren eher intelligenter. Das Maß des Zusammenhangs, die
Korrelation r , betrug 0.23. Das ist ein kleiner Zusammenhang. - Der Zusammenhang zwischen der Größe des Gehirns und der Intelligenz zeigte sich unabhängig von verschiedenen Merkmalen der untersuchten Studien.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit hing die Größe des Gehirns mit der Intelligenz von Menschen zusammen. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Zusammenhang gibt. Man kann aber nicht sagen, dass ein größeres Gehirn die Menschen intelligenter macht, oder ob es andersherum ist: dass eine höhere Intelligenz die Gehirne der Menschen größer macht.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Zusammenhang zwischen der Größe des Gehirns und der Intelligenz tatsächlich kleiner ist als in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Ergebnisse sind sehr zuverlässig: Die Forschenden haben gezielt untersucht, ob sich bestimmte Entscheidungen beim Zusammenfassen der einzelnen Studien auf das Gesamtergebnis auswirken. Zum Beispiel, welche Studien man betrachtet oder wie genau die Daten zusammengefasst werden. Ein größeres Gehirn hing unabhängig davon immer mit einer eher höheren Intelligenz zusammen. Die Stärke des Zusammenhangs schwankte je nachdem zwar leicht. In den allermeisten Fällen fanden sie aber einen kleinen Zusammenhang.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus ihrer Übersichtsarbeit, dass Intelligenz ganz sicher mit der Größe des Gehirns zusammenhängt. Der Zusammenhang ist aber nicht besonders groß. Ein größeres Gehirn bedeutet also nicht automatisch, dass jemand intelligenter ist. Möglicherweise lassen sich größere Zusammenhänge zwischen dem Gehirn und Intelligenz finden, wenn man genauer hinschaut. Zum Beispiel könnte man die Größe und Arbeitsweise einzelner Teile des Gehirns betrachten und nicht nur die Größe insgesamt.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine