Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Autogenic training for reducing chronic pain: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Antonia Kohlert und zwei weiteren Forschenden von der Universitätsklinik Jena und der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen. Dies beeinträchtigt nicht nur ihr persönliches Wohlbefinden, sondern verursacht auch hohe Kosten für die Gesellschaft. Autogenes Training ist eine gut untersuchte und sichere Entspannungsmethode, die Menschen selbständig anwenden können. Vieles spricht dafür, dass Autogenes Training auch bei chronischen Schmerzen helfen könnte. Man vermutet, dass gezielte Entspannung Schmerzen lindern kann, indem sie zum Beispiel den Sauerstoffbedarf im Gewebe senkt, Muskelverspannungen reduziert und Glückshormone freisetzt. Unklar ist aber, ob Autogenes Training dabei besser hilft als andere psychologische Verfahren zur Entspannung wie Progressive Muskelentspannung. Autogenes Training unterscheidet sich von anderen Verfahren vor allem darin, dass die Übungen stärker auf Empfindungen im Körper zielen und komplett eigenständig durchgeführt werden.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden:
- Wirkt Autogenes Training bei chronischen Schmerzen besser als gar keine Behandlung?
- Wie gut wirkt Autogenes Training bei chronischen Schmerzen, verglichen mit anderen psychologischen Verfahren zur Entspannung?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die die Wirksamkeit des Autogenen Trainings bei chronischen Schmerzen mit anderen psychologischen Verfahren zur Entspannung oder keiner Behandlung verglichen. Die Studien mussten Personen untersuchen, die an chronischen Schmerzen leiden.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 13 Studien aus den Jahren 1986 bis 2012. Insgesamt sind das Ergebnisse von 576 Menschen mit chronischen Schmerzen, die sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Die Menschen waren zwischen 12 und 71 Jahre alt und kamen aus Europa, den USA, Japan und Australien.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 13 Studien schauten die Forschenden, wie gut Autogenes Training im Vergleich zu anderen Behandlungen bei chronischen Schmerzen half.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
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Art der Behandlung
- Autogenes Training
- andere psychologische Verfahren zur Entspannung, zum Beispiel Progressive Muskelentspannung
- keine Behandlung
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Stärke, Häufigkeit oder Dauer der Schmerzen nach der Behandlung
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Das Autogene Training half Menschen mit chronischen Schmerzen besser als keine Behandlung. Nach der Behandlung berichteten sie bei Autogenem Training weniger Schmerzen. Der Unterschied Hedges g betrug 0.58. Das ist ein mittelgroßer Unterschied.
- Das Autogene Training unterschied sich in seiner Wirksamkeit nicht bedeutsam von anderen psychologischen Verfahren zur Entspannung.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
Die Übersichtsarbeit fand einen Unterschied in der Wirksamkeit zwischen Autogenem Training und keiner Behandlung. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass das Autogene Training auch die Ursache für diesen Unterschied ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass Autogenes Training tatsächlich ähnlich gut bei chronischen Schmerzen hilft wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Der Forschenden geben zu bedenken, dass sie nur wenige Studien für die Übersichtsarbeit gefunden haben. Diese Studien selbst beobachteten wiederum relativ wenige Menschen mit chronischen Schmerzen. Insgesamt macht dies das Ergebnis der Übersichtsarbeit unsicher.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus ihren Ergebnissen, dass Autogenes Training bei chronischen Schmerzen hilft. Ihre Ergebnisse zeigen aber nicht, dass Autogenes Training besser hilft als andere psychologische Verfahren zur Entspannung.
Bitte beachten Sie: Wenn Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld an chronischen Schmerzen leidet, empfehlen wir, die Wahl der geeigneten Behandlung mit Fachpersonal zu besprechen. Bei Ergebnissen von Studien und Übersichtsarbeiten handelt es sich um durchschnittliche Werte. Im Einzelfall kann die Wirksamkeit der Behandlungen davon abweichen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.