Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Who believes in conspiracy theories? A meta-analysis on personality correlates zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Lukasz Stasielowicz der Universität Osnabrück.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Wenn Menschen an Verschwörungstheorien glauben, kann das für sie selbst, aber auch für die Gesellschaft negative Folgen haben. Daher ist es wichtig zu wissen, welche persönlichen Merkmale damit zusammenhängen, ob Menschen an Verschwörungstheorien glauben. Dies kann es erleichtern, mit passenden Angeboten betroffene Menschen gezielter anzusprechen.
Forschungsfrage:
Mit seiner Übersichtsarbeit wollte der Forscher herausfinden: Welche persönlichen Merkmale hängen damit zusammen, ob Menschen an Verschwörungstheorien glauben?
Wie ist der Forschender in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien hat der Forscher für die Übersichtsarbeit gesucht?
Der Forscher suchte nach Studien, die den Zusammenhang zwischen mindestens einem von 15 aus der Forschung abgeleiteten persönlichen Merkmalen und dem Glauben an Verschwörungstheorien untersuchten.
Welche Studien hat der Forscher für die Übersichtsarbeit gefunden?
Der Forscher fand insgesamt 87 Studien aus den Jahren 1999 bis 2020. Aus diesen Studien konnte er 686 Ergebnisse mit einer Metaanalyse zusammenfassen.
Was hat der Forscher in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 87 Studien schaute der Forscher, wie verschiedene persönliche Merkmale mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammenhingen.
Was hat der Forscher in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale hat der Forscher untersucht:
- Persönliche Merkmale
- Intelligenz
- Narzissmus
- Glaube an scheinwissenschaftliche Behauptungen
- Religiosität
- Verfolgungswahn
- Neigung, persönliche Kontakte zu vermeiden und ungewöhnliches Verhalten zu zeigen (Schizotypie)
- Selbstwertgefühl
- Fünf Hauptmerkmale der Persönlichkeit
- Neigung zu Aktivität und Geselligkeit
- Offenheit für Erfahrungen
- Ordentlichkeit und Pflichtbewusstsein
- Hilfsbereitschaft und Mitgefühl
- Neigung zu Ängstlichkeit und Stimmungsschwankungen
- Glaube an Verschwörungstheorien
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Intelligenz hing mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammen. Je intelligenter Menschen waren, desto weniger glaubten sie an Verschwörungstheorien. Die Korrelation r betrug - 0.13. Das ist ein kleiner Zusammenhang.
- Narzissmus hing mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammen. Je stärker der Narzissmus ausgeprägt war, desto eher glaubten Menschen an Verschwörungstheorien. Die Korrelation r betrug 0.28. Das ist ein mittelgroßer Zusammenhang.
- Der Glaube an scheinwissenschaftliche Informationen hing auch mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammen. Je eher Menschen scheinwissenschaftlichen Informationen glaubten, desto eher glaubten sie auch an Verschwörungstheorien. Die Korrelation r war hier ebenfalls mittelgroß und betrug 0.46.
- Religiosität und der Glaube an Verschwörungstheorien hingen zusammen. Je religiöser Menschen waren, desto eher glaubten sie an Verschwörungstheorien. Die Korrelation r betrug 0.14. Das ist ein kleiner Zusammenhang.
- Verfolgungswahn hing ebenfalls mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammen. Je eher Menschen zu Verfolgungswahn neigten, desto eher glaubten sie auch an Verschwörungstheorien. Die Korrelation r war mittelgroß und betrug 0.34.
- Auch die Neigung, persönliche Kontakte zu meiden und ungewöhnliches Verhalten zu zeigen, hing damit zusammen, ob Menschen an Verschwörungstheorien glaubten. Die Korrelation r war mittelgroß und betrug 0.30.
- Alle weiteren untersuchten Merkmale hingen nicht bedeutsam oder nur sehr gering mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammen.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
Die Übersichtsarbeit berichtet Zusammenhänge zwischen persönlichen Merkmalen und dem Glauben an Verschwörungstheorien. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diese Zusammenhänge gibt. Dies bedeutet nicht, dass die persönlichen Merkmale die Ursache für den Glauben an Verschwörungstheorien sind.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Der Forscher fand keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Er nimmt deshalb an, dass die Zusammenhänge zwischen den persönlichen Merkmalen und dem Glauben an Verschwörungstheorien ähnlich groß sind wie in seiner Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Der Forscher weist darauf hin, dass er keine Studien aus den bevölkerungsreichsten Ländern, nämlich China und Indien, berücksichtigen konnte. Deshalb lassen sich die Ergebnisse nur eingeschränkt auf die gesamte Weltbevölkerung übertragen. Außerdem könnte es noch weitere persönliche Merkmale geben, die mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammenhängen. Der Forscher hat in der Übersichtsarbeit nur solche untersucht, für die er aus wissenschaftlicher Sicht einen Zusammenhang annehmen konnte.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, welche Merkmale bei Menschen mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammenhängen. Dies könnte die Entwicklung gezielter Angebote für bestimmte Personengruppen erleichtern. Manche Personen kann man dabei leichter erreichen als andere. Beispielsweise könnten Menschen mit religiösen Führungspositionen ihren Einfluss nutzen und als Vorbild wirken, indem sie sich gezielt von Verschwörungstheorien abgrenzen. Außerdem könnte es generell wirksam sein, wenn man mit Menschen ins Gespräch kommt, die an Verschwörungstheorien glauben. Dabei sollte man nicht versuchen, sie zu überzeugen, etwas Anderes zu glauben. Sondern eher auf weitere, seriösere Informationsangebote verweisen. Es könnte auch helfen, zu ergründen, weshalb die Personen an Verschwörungstheorien glauben. Wenn sie Probleme mit der psychischen Gesundheit haben, könnte man sie unterstützen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Der Forscher berichtet, dass keine Interessenkonflikte bei ihm vorliegen.