Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Parenting dimensions/styles and emotion dysregulation in childhood and adolescence: a systematic review and meta-analysis zusammen. Der KLARpsy-Text wurde von einer Autorin der Übersichtsarbeit, Naska Goagoses, und Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie gemeinsam verfasst. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2023 veröffentlicht. Sie stammt von Naska Goagoses und sieben weiteren Forschenden von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Schwierigkeiten im Umgang mit den eigenen Gefühlen führen bei Kindern und Jugendlichen häufig zu psychischen und Verhaltensproblemen. Um solchen Schwierigkeiten vorbeugen zu können, ist es wichtig, zu verstehen, welche Rolle Erziehungsstile der Eltern dabei spielen. Ein positiver Erziehungsstil zeichnet sich dadurch aus, dass Eltern häufiger Zuneigung zeigen, die Kinder zur Selbstständigkeit ermutigen und ihnen eine verlässliche Umgebung bieten. Ein negativer Erziehungsstil ist dadurch gekennzeichnet, dass Eltern häufig ablehnend, unberechenbar und übermäßig kontrollierend sind.
Forschungsfrage:
Hängen die Erziehungsstile der Eltern damit zusammen, wie gut Kinder und Jugendliche mit ihren eigenen Gefühlen umgehen können?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien zum Erziehungsstil von Eltern und der Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Der Erziehungsstil wurde über Fragebögen oder durch Beobachtungen festgestellt. Die Studien mussten Zusammenhänge zwischen diesen beiden Merkmalen untersuchen. Die Kinder und Jugendlichen mussten zwischen 6 und 18 Jahre alt sein.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 27 Studien aus den Jahren 2009 bis 2021, deren Ergebnisse sie mit Metaanalysen zusammenfassen konnten. Die Studien hatten meist mehrere hundert Teilnehmende, manchmal auch tausende. Die meisten Studien stammten aus Asien und Europa.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 27 Studien schauten die Forschenden, wie positive und negative Erziehungsstile der Eltern mit Schwierigkeiten der Kinder, mit ihren Gefühlen umzugehen, zusammenhingen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale wurden untersucht:
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Erziehungsstile der Eltern
- positive Erziehungsstile, zum Beispiel:
- Wärme und Zuneigung vermitteln
- auf persönliche Bedürfnisse der Kinder Rücksicht nehmen
- ausreichend Struktur und Regeln vorgeben
- negative Erziehungsstile, zum Beispiel:
- meist ablehnend sein
- viel drohen und strafen
- sich unberechenbar verhalten
- übermäßig kontrollierend
- positive Erziehungsstile, zum Beispiel:
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Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen, mit Gefühlen umzugehen – dies äußert sich in Form:
- unangemessen starken Gefühlen, die lange anhalten
- Schwierigkeiten, sich zu beruhigen
- stark schwankenden Gefühlen
- unterdrückten oder kaum gezeigten Gefühlen
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
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Positive Erziehungsstile hingen mit Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen zusammen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Je positiver die Erziehungsstile, desto weniger Schwierigkeiten hatten die Kinder und Jugendlichen. Das Maß für den Zusammenhang betrug 0.17. Das ist ein kleiner Zusammenhang.
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Auch negative Erziehungsstile hingen mit Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen zusammen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Jedoch war der Zusammenhang hier andersherum. Je negativer die Erziehungsstile, desto mehr Schwierigkeiten hatten Kinder und Jugendlichen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Das Maß für den Zusammenhang betrug 0.20. Das ist ein kleiner Zusammenhang.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
Die Übersichtsarbeit fand einen Zusammenhang zwischen den Erziehungsstilen der Eltern und Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Da nur wenige der Studien über einen langen Zeitraum durchgeführt wurden, kann man aber nicht davon ausgehen, dass die Erziehung auch die Ursache für die Schwierigkeiten der Kinder ist. Oder ob es andersherum ist: Dass Eltern ihre Kinder anders erziehen, wenn die Kinder mehr Schwierigkeiten mit ihren Gefühlen haben.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Zusammenhänge zwischen den Erziehungsstilen und den Schwierigkeiten der Kinder und Jugendliche ähnlich groß sind wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Die Übersichtsarbeit berücksichtigt nur die übergeordnete Kategorie von positiven und negativen Erziehungsstilen. Auch die Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen konnten sie nur allgemein untersuchen und nicht etwa hinsichtlich bestimmter Gefühle. Insgesamt waren die Ergebnisse der einzelnen Studien sehr unterschiedlich. Das macht die Gesamtergebnisse der Übersichtsarbeit unsicherer.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus den Ergebnissen, dass Erziehung eine wichtige Rolle beim Umgang mit Gefühlen bei Kindern und Jugendlichen spielen kann. Elterntrainings können Eltern helfen, angemessen auf herausforderndes Verhalten ihrer Kinder einzugehen. Sie schlagen außerdem vor, auch Trainings für Jugendliche zum Umgang mit ihren Gefühlen anzubieten. Das könnte verhindern, dass sie einen problematischen Umgang mit Gefühlen über die Generationen weitergeben.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine