Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei psychischen Störungen - Systematische Literaturübersicht und Metaanalyse zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2016 veröffentlicht. Sie stammt von Rahel Klatte und drei weiteren Forschenden vom Universitätsklinikum Jena und zwei weiteren Instituten.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Yoga steigert das geistige und körperliche Wohlbefinden bei gesunden Menschen. Das ist gut belegt. Es ist daher naheliegend, Yoga als Zusatzbehandlung bei Menschen mit psychischen Störungen einzusetzen. Ob Yoga wirklich bei psychischen Störungen hilft, ist aber noch unklar.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Hilft körperorientiertes Yoga bei psychischen Störungen verglichen mit keiner oder einer anderen Zusatzbehandlung?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die körperorientiertes Yoga als Zusatzbehandlung bei psychischen Störungen untersuchten. Die Teilnehmenden mussten eine psychische Störung haben - zum Beispiel eine Depression oder Schizophrenie. Für diese Störung mussten sie eine Standardbehandlung erhalten. Außerdem mussten die Studien eine Vergleichsgruppe haben, die kein Yoga machte.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 25 Studien aus den Jahren 1997 bis 2014, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 1 339 Menschen mit psychischen Störungen. Die Standardbehandlungen in den Studien waren oft Medikamente oder auch gar keine Behandlung – zum Beispiel, wenn die Teilnehmenden noch auf ihre Behandlung warteten. Eine Psychotherapie war in den meisten Fällen kein Teil der Standardbehandlung. Die Zusatzbehandlung zu körperorientiertem Yoga dauerte zwischen 2 und 24 Wochen. In dieser Zeit machten die Teilnehmenden zwischen 5 und 100 Stunden lang Yoga. Yoga fand immer in Gruppen mit zwischen 3 und 25 Personen statt.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 25 Studien schauten die Forschenden, ob Menschen mit psychischen Störungen, die körperorientiertes Yoga machten, weniger belastet waren als die Vergleichsgruppe.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
-
Zusatzbehandlung der psychischen Störung
- körperorientiertes Yoga
- Hatha-Yoga oder Yoga mit Übungen zur Körperhaltung (Asanas) und Atemtechniken (Pranayama)
- Vergleichsgruppe
- keine Zusatzbehandlung
- Sport
- Training zur Kontrolle der Aufmerksamkeit
- Zusätzliche psychotherapeutische Behandlung
- körperorientiertes Yoga
-
Belastung der Menschen mit psychischen Störungen
- Messung je nach Art der psychischen Störung – zum Beispiel: Stärke der Depression bei Menschen mit Depressionen
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
-
Körperorientiertes Yoga half besser als keine Zusatzbehandlung. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.91. Das ist ein großer Unterschied in der Belastung von Menschen mit psychischen Störungen, die körperorientiertes Yoga machten, im Vergleich zu Menschen ohne Zusatzbehandlung.
-
Körperorientiertes Yoga half besser als Sport oder ein Training zur Kontrolle der Aufmerksamkeit. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.30 und 0.39. Das sind kleine Unterschiede in der Belastung von Menschen mit psychischen Störungen.
-
Körperorientiertes Yoga half nicht besser als eine zusätzliche psychotherapeutische Behandlung. Die Belastung der Menschen mit psychischen Störungen unterschied sich hier nicht bedeutsam.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit waren Menschen mit psychischen Störungen weniger belastet, wenn sie körperorientiertes Yoga machten. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass körperorientiertes Yoga auch die Ursache für die beobachteten Unterschiede ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
-
Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
-
Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass körperorientiertes Yoga tatsächlich ähnlich gut bei psychischen Störungen hilft wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Anzahl der Studien, die Yoga mit einer anderen Art der Zusatzbehandlung verglichen, war teilweise sehr gering. Zum Beispiel gab es nur drei Studien, die Yoga und eine zusätzliche psychotherapeutische Behandlung verglichen. Die Ergebnisse der einzelnen Studien waren außerdem sehr verschieden. Das Ergebnis der Metaanalyse ist dadurch unsicher.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Körperorientiertes Yoga hilft Menschen mit psychischen Störungen. Zudem ist bekannt, dass Yoga auch das Wohlbefinden stärkt. Körperorientiertes Yoga kann damit die Standardbehandlung psychischer Störungen sinnvoll ergänzen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
In der Übersichtsarbeit können keine Angaben dazu gefunden werden, wie diese finanziert wurde.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.