Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel The influence of breathing techniques on physical sport performance: a systematic review and meta-analysis zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Sylvain Laborde und sechs weiteren Forschenden von der Deutschen Sporthochschule Köln und drei weiteren Universitäten.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Atemtechniken können bestimmte Reaktionen im Körper auslösen. Dies kann sich auch auf unser Denken übertragen. Langsames Atmen – also wenige Atemzüge pro Minute – soll zum Beispiel den Umgang mit Gefühlen erleichtern. Wie sich verschiedene Atemtechniken auf die Leistung im Sport auswirken, ist allerdings noch unklar.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Wie wirken sich Atemtechniken kurzfristig und langfristig auf die körperliche Leistung im Sport aus?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien zum Zusammenhang zwischen Atemtechniken und Leistung im Sport. Die untersuchten Sportler und Sportlerinnen mussten ein festes Trainingsprogramm haben. Ob sie professionell oder in der Freizeit Sport trieben, war egal. Die Leistung bei Anwendung einer Atemtechnik musste mit der Leistung bei normalem Atmen verglichen werden.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 36 Studien aus den Jahren 2005 bis 2022, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das 69 Einzelergebnisse. Je nach Studie schwankte das durchschnittliche Alter der Sportler und Sportlerinnen zwischen 15 und 39 Jahren. Die Sportarten reichten von Schwimmen über Tanzen bis hin zu Yoga oder Rugby. Die Atemtechniken wurden meistens während des Sports eingesetzt.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 36 Studien schauten die Forschenden, wie der Einsatz von Atemtechniken mit Leistung im Sport zusammenhing. Sie verglichen dazu die Leistung bei normalem Atmen mit der Leistung beim Einsatz der Atemtechniken.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Die Forschenden untersuchten folgende Merkmale:
- Atemtechniken
- normales Atmen: 12 bis 20 Atemzüge pro Minute
- langsames Atmen: weniger als 10 Atemzüge pro Minute
- Atemanhalten
- absichtliches Hyperventilieren: schnelleres und tieferes Einatmen als normal
- Dauer
- kurzfristig – einmalige Durchführung der Atemtechnik vor einem Training
- langfristig – zum Beispiel: Atemtechniken als Teil eines mehrwöchigen Trainingsprogramms
- Leistung im Sport
- körperliche Leistung
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Langfristig war die sportliche Leistung bei langsamem Atmen besser als bei normalem Atmen. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.64. Das ist ein mittelgroßer Unterschied.
- Langfristig war die sportliche Leistung bei Atemanhalten besser als bei normalem Atmen. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.44. Das ist ein kleiner Unterschied.
- Kurzfristig gab es weder bei langsamem Atmen, Atemanhalten oder absichtlichem Hyperventilieren bedeutsame Unterschiede im Vergleich zu normalem Atmen.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde bei bestimmten Atemtechniken eine bessere Leistung im Sport beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Unterschied gibt. Man kann aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass der Einsatz der Atemtechniken die Ursache des Unterschieds war.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Unterschiede zwischen sportlicher Leistung und Atemtechniken tatsächlich etwas kleiner sind als in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Manche Atemtechniken konnten die Forschenden nicht in ihrer Metaanalyse untersuchen. Dies betraf zum Beispiel schnelles Atmen oder Atmen durch ein Nasenloch. Dies liegt daran, dass sie nicht ausreichend Einzelstudien zu diesen Atemtechniken gefunden haben. Zudem wollten die Forschenden ursprünglich untersuchen, wie Atemtechniken neben der körperlichen Leistung auch das Denken und Fühlen im Sport beeinflussen. Die Einzelstudien waren aber zu unterschiedlich, um sie mit einer Metaanalyse zusammenzufassen.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus der Übersichtsarbeit, dass besonders langsames Atmen und Atemanhalten aussichtsreiche Optionen für das Training von Sportlern und Sportlerinnen sind. Die anderen Atemtechniken sollten vor dem Einsatz in der Praxis erst noch weiter erforscht werden.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde durch die Deutsche Sporthochschule Köln finanziert.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.