Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Cognitive behavior therapy vs. control conditions, other psychotherapies, pharmacotherapies and combined treatment for depression: a comprehensive meta-analysis including 409 trials with 52,702 patients zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2023 veröffentlicht. Sie stammt von Pim Cuijpers und sechs weiteren Forschenden der Freien Universität Amsterdam und fünf weiteren Forschungsinstituten.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Es gibt bereits viele einzelne Studien dazu, wie gut kognitive Verhaltenstherapie bei Depression hilft. Diese Studien verglichen die kognitive Verhaltenstherapie mit anderen Behandlungen, etwa einer anderen Art Psychotherapie. Eine Übersichtsarbeit über diese Studien ermöglicht es zu beurteilen, wie gut die kognitive Verhaltenstherapie bei Depression insgesamt hilft.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Wie gut wirkt die kognitive Verhaltenstherapie bei Depression, verglichen mit anderen Psychotherapien oder Medikamenten?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie mit anderen Psychotherapien, Medikamenten, einer Standardbehandlung oder keiner Behandlung verglichen. Die Studien mussten Erwachsene mit Depression untersuchen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 409 Studien aus den Jahren 1977 bis 2021. Insgesamt sind das Ergebnisse von 52 702 Menschen mit Depression, die sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 409 Studien schauten die Forschenden, wie gut die kognitive Verhaltenstherapie im Vergleich zu anderen Behandlungen bei Depression half.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
- Art der Behandlung
- kognitive Verhaltenstherapie
- andere Psychotherapie
- Medikamente gegen Depression (Antidepressiva)
- Standardbehandlung oder keine Behandlung
- Schwere der Depression
- direkt nach der Behandlung
- sechs bis zwölf Monate nach der Behandlung
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Die kognitive Verhaltenstherapie half besser als eine Standardbehandlung oder keine Behandlung. Der Unterschied Hedges g betrug 0.47. Das ist ein kleiner bis mittelgroßer Unterschied.
- Die kognitive Verhaltenstherapie unterschied sich in ihrer Wirksamkeit nicht bedeutsam von anderen Psychotherapien.
- Direkt nach der Behandlung unterschied sich die Wirksamkeit zwischen der kognitiven Verhaltenstherapie und Medikamenten gegen Depression nicht bedeutsam. Nach sechs bis zwölf Monaten war die kognitive Verhaltenstherapie aber wirksamer. Der Unterschied Hedges g betrug dann 0.34. Das ist ein kleiner Unterschied.
- Eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie mit Medikamenten gegen Depression half besser als nur eine Verhaltenstherapie oder nur Medikamente. Hedges g betrug 0.34 und 0.37. Das sind kleine Unterschiede.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
Die Übersichtsarbeit berichtet Unterschiede zwischen der kognitiven Verhaltenstherapie und anderen Behandlungen. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass die Art der Behandlung auch die Ursache für die Unterschiede ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
-
Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
-
Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie haben dies in ihren Berechnungen berücksichtigt. Sie nehmen deshalb an, dass die Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen den Behandlungen tatsächlich ähnlich groß sind wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet. Eine Ausnahme sind die Unterschiede für die Wirksamkeit nach sechs bis zwölf Monaten. Hier berichten die Forschenden nur ein Ergebnis und geben nicht an, ob sie die Verzerrung dabei berücksichtigt haben.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden betonen, dass sie sehr viele Studien gefunden haben. Dies ist zunächst vorteilhaft, weil die Ergebnisse dann sicherer sind. Jedoch waren die Ergebnisse zwischen den Studien teils sehr verschieden. Ein Gesamtergebnis ist damit weniger aussagekräftig.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus ihren Ergebnissen, dass kognitive Verhaltenstherapie bei Depression hilft. Ihre Ergebnisse zeigen aber nicht, dass die kognitive Verhaltenstherapie besser hilft als andere Psychotherapien. Im Vergleich zu Medikamenten hilft die kognitive Verhaltenstherapie aber langfristig besser.
Bitte beachten Sie: Wenn Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld von Depression betroffen ist, empfehlen wir, die Wahl der geeigneten Behandlung mit Fachpersonal zu besprechen. Bei Ergebnissen von Studien und Übersichtsarbeiten handelt es sich immer um durchschnittliche Werte. Je nach Person können die Behandlungen sich in ihrer Wirksamkeit aber ganz anders oder auch gar nicht unterscheiden. In Deutschland werden zur Behandlung von Depression die Kosten mehrerer Psychotherapieformen, darunter auch die kognitive Verhaltenstherapie, von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
In der Übersichtsarbeit können keine Angaben dazu gefunden werden, wie diese finanziert wurde.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden machen keine Angaben dazu, ob bei ihnen ein Interessenkonflikt vorliegt.