Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel A meta-analysis on the longitudinal, age-dependent effects of violent video games on aggression zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2021 veröffentlicht. Sie stammt von Johanna Burkhardt und Wolfgang Lenhard von der Universität Würzburg.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Das Spielen gewalttätiger Videospiele kann zu mehr aggressivem Verhalten führen. Das legen viele Studien nahe. Unklar ist, ob dieser Zusammenhang bei älteren oder jüngeren Menschen unterschiedlich stark ausfällt. Es ist denkbar, dass Menschen in einem bestimmten Alter empfänglicher für Gewalt und Aggressionen sind. Zudem haben sich Videospiele sowie die Darstellung von Gewalt in Medien im Laufe der letzten Jahre verändert. Deshalb könnte auch das Alter der Studie einen Einfluss haben.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden:
- Erhöht das Spielen gewalttätiger Videospiele aggressives Verhalten?
- Sind Spielende im Jugendalter besonders anfällig für diesen Einfluss?
- Spielt das Alter der Studie eine Rolle?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Spielen von gewalttätigen Videospielen und dem aggressivem Verhalten über einen längeren Zeitraum hinweg untersuchten.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 21 Studien aus den Jahren 1999 bis 2017. Aus diesen Studien konnten sie 30 Ergebnisse von 15 836 Teilnehmenden zu einer Metaanalyse zusammenfassen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag je nach Studie zwischen 8 und 23 Jahren.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 21 Studien schauten die Forschenden, ob das Spielen gewalttätiger Videospiele generell zu aggressiverem Verhalten führte. Die Forschenden schauten außerdem, ob sich die Stärke dieses Zusammenhangs in Abhängigkeit vom Durchschnittsalter der Teilnehmenden unterschied. Zudem schauten sie, ob sich die Stärke des Zusammenhangs mit dem Alter der Studie veränderte.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Zusammenhänge zwischen folgende Größen wurden untersucht:
- das Spielen gewalttätiger Videospiele
- aggressives Verhalten
- das Durchschnittsalter der Spielenden je Studie
- das Alter der Studie
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Das Spielen gewalttätiger Videospiele hing mit aggressiven Verhalten zusammen. Die Korrelation r betrug 0.21. Das ist ein kleiner Zusammenhang. Spielende von gewalttätigen Videospielen zeigten mehr aggressives Verhalten.
- Wenn das aggressive Verhalten zum ersten Messzeitpunkt herausgerechnet wurde, betrug die Korrelation r noch 0.11. Das ist ein kleiner Zusammenhang zwischen dem Spielen gewalttätiger Videospiele und der Zunahme des aggressiven Verhalten.
- Der Einfluss des Alters der Spielenden auf den Zusammenhang zwischen dem Spielen gewalttätiger Videospiele und der Zunahme des aggressiven Verhaltens war nur teilweise bedeutsam. Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren war die Zunahme aggressiven Verhaltens durch Videospielen besonders hoch. Der Regressionskoeffizient betrug - 0.38.
- In neueren Studien war der Zusammenhang zwischen dem Spielen gewalttätiger Videospiele und dem aggressiven Verhalten geringer als in älteren Studien. Die Korrelation r für den Einfluss des Studienalters auf die Stärke des Zusammenhangs betrug - 0.36. Das ist ein mittelgroßer Einfluss.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurden verschiedene Zusammenhänge zwischen dem Spielen gewalttätiger Videospiele und dem aggressiven Verhalten beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diese Zusammenhänge gibt. Man kann aber nicht sicher sagen, dass das Spielen gewalttätiger Videospiele auch die Ursache für das aggressive Verhalten ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Zusammenhänge zwischen dem Spielen von gewalttätigen Videospielen und dem aggressiven Verhalten tatsächlich ähnlich groß ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Die Metaanalyse betrachtet nicht, wie die Art des Videospiels oder andere Eigenschaften der Spielenden die Zusammenhänge beeinflusst. Die zugehörigen Aussagen sind daher mit Vorsicht zu betrachten. Die Stärke des Zusammenhangs schwankte innerhalb einzelner Altersgruppen stark. Zudem wurden in einigen Altersgruppen nur wenige Studienteilnehmende betrachtet. Das macht die Ergebnisse der Metaanalyse unsicher.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Der Zusammenhang zwischen dem Spielen von gewalttätigen Videospielen und aggressivem Verhalten ändert sich mit dem Alter der Spielenden. Die Forschenden unterstützen daher die Verwendung von Altersfreigaben für Videospiele. Vor allem für Videospiele mit möglicherweise schädigenden Inhalten.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
In der Übersichtsarbeit können keine Angaben dazu gefunden werden, wie diese finanziert wurde.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.