Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel The effect of self-confidence on performance in sports: A meta-analysis and narrative review zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2023 veröffentlicht. Sie stammt von Darko Jekauc und sechs weiteren Forschenden vom Institut für Sport und Sportwissenschaft des Karlsruher Institut für Technologie.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Unter Selbstvertrauen im Bereich Sport verstehen Fachleute die Überzeugung des Sportlers oder der Sportlerin, aufgrund eigener Fähigkeiten erfolgreich zu sein. Frühere Übersichtsarbeiten konnten zwar zeigen, dass sich Selbstvertrauen auf die sportliche Leistung auswirkt. Die Studienergebnisse waren jedoch sehr unterschiedlich. Es ist unklar, warum Selbstvertrauen nicht immer den gleichen Effekt auf die sportliche Leistung hat. Dabei können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Wie hängt das Ausmaß an Selbstvertrauen von Wettkampfteilnehmenden mit der tatsächlich gezeigten Leistung in einem Sportwettkampf zusammen? Welche Faktoren beeinflussen diesen Zusammenhang?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien über den Zusammenhang von Selbstvertrauen vor einem Wettkampf und der Wettkampfleistung. Die Studien mussten nach 2002 veröffentlicht worden sein. Die Wettkampfteilnehmenden durften keine körperlichen Einschränkungen haben. Das Alter der Studienteilnehmenden musste im Mittel bei mindestens 13 Jahren liegen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 31 Studien aus den Jahren 2002 bis 2021, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 3 107 Sportlern und Sportlerinnen. Im Mittel waren diese 21 Jahre alt. Die Studien wurden in Europa, Amerika, Afrika, Asien und Australien durchgeführt. Etwas mehr als die Hälfte der Studien untersuchten Einzelsportarten, zum Beispiel Schwimmen. Die anderen Studien untersuchten Teamsportarten, zum Beispiel Basketball.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 31 Studien schauten die Forschenden, wie das Selbstvertrauen und sportliche Wettkampfleistungen zusammenhängen. Außerdem betrachteten sie, welche Faktoren diesen Zusammenhang beeinflussen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Die Forschenden untersuchten folgende Merkmale:
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Selbstvertrauen der Teilnehmenden vor dem Wettkampf
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Wettkampfleistung
Sie untersuchten außerdem folgende Faktoren auf den Zusammenhang:
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Welcher Fragebogen wurde zur Messung des Selbstvertrauens verwendet?
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Art der Leistungsmessung:
- objektiv (etwa Anzahl der geschossenen Tore) oder
- subjektiv (zum Beispiel Selbstbericht der Sportlerinnen und Sportler)
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Sportart:
- alleine oder
- im Team
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Leistungsniveau des Wettkampfs: niedrig (beispielsweise Amateurliga) oder hoch (etwa internationale Wettkämpfe wie die Olympischen Spiele)
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Qualität der Studie: niedrig oder hoch
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
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Die Forschenden fanden einen bedeutsamen Zusammenhang zwischen Selbstvertrauen und Wettkampfleistung. Je mehr Selbstvertrauen die Teilnehmenden vor dem Wettkampf berichteten, desto besser war ihre Leistung im Wettkampf. Die Korrelation r für diesen Zusammenhang betrug 0.30. Das ist ein mittelgroßer Zusammenhang.
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Die Stärke des Zusammenhangs zwischen Wettkampfleistung und Selbstvertrauen unterschied sich bedeutsam, je nachdem wie die Wettkampfleistung gemessen wurde. Wurde die Wettkampfleistung objektiv gemessen, war der Zusammenhang stärker. Die Korrelation r betrug 0.37. Das ist ein mittelgroßer Zusammenhang. Wurde die Leistung subjektiv gemessen, betrug die Korrelation r 0.24. Das ist ein kleiner Zusammenhang.
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Die Art, wie Selbstvertrauen gemessen wurde, die Sportart, das Leistungsniveau des Wettkampfs, und die Qualität der Studie beeinflussten die Stärke des Zusammenhangs nicht bedeutsam.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde ein Zusammenhang zwischen dem Selbstvertrauen vor einem sportlichen Wettkampf und der Leistung im Wettkampf beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Zusammenhang gibt. Man kann nicht sicher sagen, dass ein höheres Selbstvertrauen die Ursache für eine bessere Leistung im Wettkampf ist. Es könnte etwa auch andersherum sein: Wer bessere Leistungen bringt, hat auch eher ein höheres Selbstvertrauen.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Zusammenhang zwischen Selbstvertrauen und sportlicher Wettkampfleistung tatsächlich kleiner oder größer sein könnte als in der Metaanalyse berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Die Ergebnisse der einzelnen Studien waren sehr verschieden. Manche Studien fanden, dass ein höheres Selbstvertrauen mit einer schlechteren Leistung zusammenhing. Außerdem war die Anzahl der Studienteilnehmenden in den einzelnen Studien sehr gering. Das macht die Ergebnisse der Metaanalyse unsicher. Zudem lässt die Metaanalyse keine Aussage über den Zusammenhang für einzelne Sportarten zu.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden geben zu bedenken, dass aus ihrer Studie nicht geschlossen werden kann, dass mehr Selbstvertrauen auch zwangsläufig zur besseren Leistungen in Sportwettkämpfen führt. Auch andere Faktoren können hierbei eine Rolle spielen. Zum Beispiel könnten Personen mit höherem Selbstvertrauen besser in der Lage sein, vergangene Misserfolge zu bewältigen. Die erfolgreiche Bewältigung könnte dann der eigentliche Grund für die bessere Leistung sein. Was das für ein erfolgreiches Training in verschiedenen Sportarten bedeutet, muss weiter erforscht werden.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
In der Übersichtsarbeit können keine Angaben dazu gefunden werden, wie diese finanziert wurde.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.