Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel The effect of cocoa-rich products on depression, anxiety, and mood: A systematic review and metaanalysis zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Laura Fusar-Poli und fünf weiteren Forschenden von der Universität Catania in Italien.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
„Schokolade macht glücklich“. Davon sind viele Menschen überzeugt. Und tatsächlich waren und sind Lebensmittel mit hohem Kakaogehalt, zum Beispiel dunkle Schokolade, in vielen Kulturen als Kraftspender und Stimmungsaufheller bekannt. Bisher sind die Auswirkungen von Kakao auf die körperliche Gesundheit jedoch besser untersucht als auf die Stimmung und die Gefühlslage.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden:
- Wie wirken sich stark kakaohaltige Lebensmittel allgemein auf positive und negative Gefühle aus?
- Verbessern stark kakaohaltige Lebensmittel depressive Beschwerden und Ängste?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, in denen Erwachsene einmalig entweder stark kakaohaltige oder andere Lebensmittel zu sich nahmen. Die Studien mussten Unterschiede in Gefühlen sowie depressiven Beschwerden und Ängsten untersuchen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 9 Studien aus den Jahren 2011 bis 2019, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Die meisten Teilnehmenden stammten aus Malaysia, den USA und Großbritannien.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 9 Studien schauten die Forschenden, wie sich positive und negative Gefühle, depressive Beschwerden und Ängste nach dem Essen unterschieden, wenn Menschen entweder stark kakaohaltige oder andere Lebensmittel gegessen hatten.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
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Was gab es zu essen?
- stark kakaohaltige Lebensmittel, zum Beispiel dunkle Schokolade
- wenig oder gar nicht kakaohaltige Lebensmittel, zum Beispiel Milchschokolade
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positive und negative Gefühle nach dem Essen
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depressive Beschwerden nach dem Essen
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Ängste nach dem Essen
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Wenn sie Lebensmittel mit hohem Kakaogehalt gegessen hatten, empfanden Personen mehr positive Gefühle als die Personen aus der Vergleichsgruppe, die etwas Anderes gegessen hatten. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.41. Das ist ein kleiner Unterschied.
- Personen, die stark kakaohaltige Lebensmittel gegessen hatten, hatten danach auch weniger negative Gefühle als die Personen aus der Vergleichsgruppe, die etwas Anderes gegessen hatten. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.47. Das ist ein kleiner Unterschied.
- Wenn Personen stark kakaohaltige Lebensmittel gegessen hatten, hatten sie danach weniger depressive Beschwerden als Personen, die etwas Anderes gegessen hatten. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.42. Das ist ein kleiner Unterschied.
- Ähnlich war es bei Ängsten. Personen, die stark kakaohaltige Lebensmittel gegessen hatten, hatten danach weniger Ängste als Personen, die etwas Anderes gegessen hatten. Die Effektstärke Hedges g betrug 0.49. Das ist ein ebenfalls ein kleiner Unterschied.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurden Unterschiede in Abhängigkeit davon beobachtet, ob Personen stark kakaohaltige Lebensmittel gegessen hatten oder nicht. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diese Unterschiede gibt. Man kann aber nicht sicher sagen, dass der Kakaogehalt die Ursache für diese Unterschiede ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden kaum Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Unterschiede in positiven und negativen Gefühlen, depressiven Beschwerden und Ängsten ähnlich groß sind wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken, dass sie nur wenige geeignete Studien für ihre Übersichtsarbeit finden konnten. Diese Studien hatten selbst relativ wenige Teilnehmende. Außerdem wiesen die Studien aus verschiedenen Gründen insgesamt ein recht hohes Risiko auf, verzerrt zu sein. Zum Beispiel finanzierte ein Schokoladenhersteller eine der Studien. Zusammen genommen macht dies die Ergebnisse der Übersichtsarbeit sehr unsicher.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus ihrer Übersichtsarbeit, dass die verbreitete Meinung, dass kakaohaltige Lebensmittel kurzfristig zu verbesserter Stimmung führen, wohl einen guten Grund hat. So kann es kurzfristig die Stimmung verbessern, wenn man Lebensmittel isst, die einen hohen Kakaoanteil haben. Allerdings können die Forschenden keine Aussagen über die langfristige Wirkung treffen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.