Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Psychotherapies for Generalized Anxiety Disorder in Adults: A Systematic Review and Network Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2024 veröffentlicht. Sie stammt von Davide Papola und 16 weiteren Forschenden von der Harvard Medical School in Boston, USA und neun weiteren Instituten in Europa, Chile und Japan.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Die generalisierte Angststörung ist die häufigste Form der Angststörung bei Erwachsenen. Verschiedene Psychotherapien sind für die Behandlung geeignet. Bisherige Übersichtsarbeiten haben immer nur zwei Therapien miteinander verglichen. In dieser Übersichtsarbeit vergleichen die Forschenden nun mehrere Therapien auf einmal. Dies hilft zu beurteilen, welche Therapien am besten dafür geeignet sind, Menschen mit generalisierter Angststörung zu behandeln.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Welche Psychotherapien helfen am besten bei generalisierter Angststörung?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die die Wirksamkeit verschiedener Behandlungen bei generalisierter Angststörung miteinander verglichen. Die untersuchten Behandlungen waren Psychotherapien oder Vergleichsbehandlungen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 65 Studien aus den Jahren 1980 bis 2022. Insgesamt sind das Ergebnisse von 5 048 Erwachsenen mit generalisierter Angststörung, die sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Der Großteil davon waren Frauen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 65 Studien schauten die Forschenden, wie gut verschiedene Psychotherapien bei generalisierter Angststörung halfen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
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Art der Behandlung
- normale kognitive Verhaltenstherapie
- neue Formen der kognitiven Verhaltenstherapie
- reine Verhaltenstherapie
- Entspannungstherapien
- weitere Psychotherapien, zum Beispiel psychodynamische Psychotherapie
- keine Psychotherapie: Standard-Behandlung oder keine Behandlung
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Schwere der generalisierten Angststörung nach der Behandlung
- direkt danach
- drei bis zwölf Monate danach
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Direkt nach der Behandlung halfen die normale kognitive Verhaltenstherapie, neue Formen der kognitiven Verhaltenstherapie und Entspannungstherapien besser als eine Standard- oder keine Behandlung. Das Maß für den Unterschied SMD lag zwischen 0.59 und 0.76. Das sind mittelgroße Unterschiede. Alle anderen Therapien halfen nicht besser als eine Standard-Behandlung.
- Die Therapien unterschieden sich untereinander in ihrer Wirksamkeit nicht bedeutsam.
- Drei bis zwölf Monate nach Ende der Behandlung half nur noch die normale kognitive Verhaltenstherapie besser als eine Standard- oder keine Behandlung. Das Maß für den Unterschied SMD betrug 0.60. Das ist ein mittelgroßer Unterschied.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
Die Übersichtsarbeit fand Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen Psychotherapien und einer Standard-Behandlung oder keiner Behandlung. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass die Therapien auch die Ursache für diese Unterschiede sind.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Unterschiede zwischen den Therapien ähnlich groß sind wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Der Forschenden geben zu bedenken, dass etwa ein Drittel der berücksichtigten Studien ein hohes Risiko für Verzerrungen aufweisen. Das wirkt sich zum Teil auf die Ergebnisse aus. Wenn man diese Studien ausschließt, kommt heraus, dass Entspannungstherapien nicht besser als eine Standard-Behandlung helfen.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus ihren Ergebnissen, dass die normale kognitive Verhaltenstherapie bei generalisierter Angststörung am besten hilft.
Bitte beachten Sie: Wenn Sie an einer generalisierten Angststörung leiden, empfehlen wir, die Wahl der geeigneten Behandlung mit Fachpersonal zu besprechen. Bei Ergebnissen von Studien und Übersichtsarbeiten handelt es sich um durchschnittliche Werte. Im Einzelfall können sich die Behandlungen in ihrer Wirksamkeit anders oder auch gar nicht unterscheiden.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde durch das “Horizon Europe”-Programm der Europäischen Union gefördert.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Drei Forschende berichten, dass sie Interessenkonflikte haben. So erhalten sie etwa finanzielle Unterstützung durch Sony und durch Boehringer Ingelheim, ein Pharmaunternehmen.