Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel How large are gender differences in toy preferences? A systematic review and meta-analysis of toy preference research zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2020 veröffentlicht. Sie stammt von Jac T. M. Davis und Melissa Hines von der Universität Cambridge aus Großbritannien.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Dass Mädchen und Jungen unterschiedliche Spielzeuge mögen, wurde bereits in vielen Studien untersucht. Beispielsweise zeigten Studien, dass Mädchen Puppen lieber mögen als Autos und Jungen Autos lieber mögen als Puppen. Es gab aber auch Studien mit anderen Ergebnissen. Weil sich die Erziehung und die Sicht der Gesellschaft auf Geschlechterunterschiede über die Zeit gewandelt hat, könnte es sein, dass sich die Vorlieben von Mädchen und Jungen in letzter Zeit verändert haben.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollen die Forschenden herausfinden: Wie sehr unterscheiden sich Mädchen und Jungen darin, welches Spielzeug sie am liebsten mögen? Verändert sich dieser Unterschied mit dem Alter der Kinder oder dem Jahr der Studie?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die verglichen, welche Spielzeuge Mädchen oder Jungen lieber mögen. Die untersuchten Kinder durften höchstens 11 Jahre alt sein und die Kinder mussten direkt untersucht worden sein. Es durften also zum Beispiel nicht die Eltern zu den Spielzeugen ihrer Kinder befragt werden.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 75 Studien aus den Jahren 1963 bis 2013. Aus diesen Studien konnten sie 113 Ergebnisse zu einer Metaanalyse zusammenfassen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 75 Studien schauten die Forschenden, wie groß jeweils der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen darin war, welches Spielzeug sie am liebsten mögen. Sie schauten auch, ob sich der Unterschied mit dem Alter der Kinder oder mit dem Jahr der Studie veränderte.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
- Geschlecht des Kindes
- Mädchen oder Junge
- Mit welchem Spielzeug das Kind lieber spielt
- Typisches Mädchenspielzeug (beispielsweise Puppen), typisches Jungenspielzeug (beispielsweise Autos) oder neutrales Spielzeug (beispielsweise Bücher)
- Alter des Kindes
- Jahr, in dem die Studie durchgeführt wurde
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Typisches Mädchenspielzeug mögen Mädchen lieber als Jungen. Die
Effektstärke Cohens d betrug 1.60. Das ist ein großer Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. Umgerechnet auf 100 Kinder bedeutet das: 95 von 100 Mädchen mögen Mädchenspielzeug lieber als ein durchschnittlicher Junge. - Neutrales Spielzeug mögen Mädchen lieber als Jungen. Die Effektstärke Cohens d betrug 0.29. Das ist ein kleiner Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. Umgerechnet auf 100 Kinder bedeutet das: 62 von 100 Mädchen mögen neutrales Spielzeug lieber als ein durchschnittlicher Junge.
- Jungen mögen typisches Jungenspielzeug lieber als Mädchen. Die Effektstärke Cohens d betrug 1.83. Das ist ein großer Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. Umgerechnet auf 100 Kinder bedeutet das: 96 von 100 Jungen mögen typisches Jungenspielzeug lieber als ein durchschnittliches Mädchen.
- Je älter die Kinder waren, desto größer war der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. Die
Effektgröße Beta für diesen Zusammenhang betrug jeweils 0.02. Das ist ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen dem Alter der Kinder und dem Unterschied zwischen Mädchen und Jungen, welches Spielzeug sie lieber mögen. - Das Jahr der Studie hatte keinen Einfluss darauf, wie groß der Unterschied war.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde ein Unterschied zwischen Mädchen und Jungen beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Unterschied gibt. Man kann aber nicht sicher sagen, was diesen Unterschied verursacht – ob er zum Beispiel biologisch oder durch die Erziehung bedingt ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
- Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
- Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen tatsächlich ähnlich groß ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: In den Studien war es teilweise unterschiedlich, welche Spielzeuge als neutral, typisch für Mädchen oder typisch für Jungen bewertet wurden. Beispielsweise wurden Malstifte in manchen Studien als neutral und in anderen als typisches Mädchenspielzeug bewertet. Teilweise wurde nicht berichtet, wie die Einteilung der Spielzeuge vorgenommen wurde. Dass der Unterschied rechnerisch dennoch so groß ist, spricht für die Zuverlässigkeit der Ergebnisse.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die betrachteten Studien stammen aus den letzten 60 Jahren. Ob der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen heutzutage noch so groß ist, kann die Übersichtsarbeit nicht beantworten. Die Forschenden verweisen auf zwei gesellschaftliche Entwicklungen: Einerseits gibt es eine stärkere Gleichberechtigung der Geschlechter in der westlichen Gesellschaft. Deswegen gibt es einen großen Markt für geschlechtsneutrale Spielzeuge, die auch beworben werden. Andererseits nutzen Hersteller und Kaufhäuser heute stärker als früher
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
In der Übersichtsarbeit können keine Angaben dazu gefunden werden, wie diese finanziert wurde.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine