Wie viele Erwachsene in psychiatrischen Ambulanzen betrifft ADHS?
Nervensystem und körperliche Erkrankungen
2024-12-09Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID).Testgelesen von Anonym.
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Kernaussage der Übersichtsarbeit
ADHS kommt bei Patientinnen und Patienten in ambulanten psychiatrischen Einrichtungen deutlich häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung. Im Vergleich zu knapp 3 Erwachsenen in der Gesamtbevölkerung betrifft ADHS in ambulanten psychiatrischen Einrichtungen knapp 15 von 100 Erwachsenen.
Diesen Text zitieren
KLARpsy.
(2024).
Wie viele Erwachsene in psychiatrischen Ambulanzen betrifft ADHS?PsychArchives.
Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die
Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des
Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die
Übersichtsarbeit mit dem Titel ADHD in Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis of Prevalence Studies in Outpatient Psychiatric Clinics zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine
Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Dimitrios Adamis und vier weiteren Forschenden von den Sligo Mental Health Services in Irland und drei weiteren Instituten aus Irland und Griechenland.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
ADHS gibt es nicht nur bei Kindern und Jugendlichen. Studien zeigen, dass ADHS auch etwa 3 von 100 Erwachsenen betrifft. Es gibt erste Hinweise, dass ADHS in ambulanten psychiatrischen Einrichtungen sogar eine noch größere Rolle spielt. Dies könnte zum Beispiel für die Planung von Behandlungen wichtig sein. Wie häufig ADHS in psychiatrischen Ambulanzen wirklich vorkommt, ist aber noch unklar.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Wie häufig ist ADHS bei Erwachsenen in ambulanten psychiatrischen Einrichtungen?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien zur Häufigkeit von ADHS bei Erwachsenen in ambulanten psychiatrischen Einrichtungen . Diese Einrichtungen mussten zum Beispiel an Kliniken angeschlossene Therapiezentren sein und keine geschlossenen Stationen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 9 Studien aus den Jahren 2007 bis 2021, die sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt waren das Ergebnisse von 5149 Erwachsenen. Das Alter der untersuchten Personen lag zwischen 17 und 72 Jahren. Die Studien kamen aus Europa, China, Japan und Mexiko.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 9 Studien schauten die Forschenden, bei wie vielen Personen in den psychiatrischen Ambulanzen ADHS gefunden wurde.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Waren die Erwachsenen von ADHS betroffen?
Wie wurde ADHS festgestellt?
Untersuchung zur Früherkennung
Ausführliche Diagnose
Merkmale der Erwachsenen
Geschlecht
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie
eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Bei einer Untersuchung zur Früherkennung lag der Anteil der Erwachsenen mit ADHS in psychiatrischen Ambulanzen bei 27 von 100 Erwachsenen.
Bei einer ausführlichen Diagnostik lag die Häufigkeit von ADHS bei 15 von 100 Erwachsenen. Das ist niedriger als in der Früherkennung.
Es gab keine bedeutsamen Unterschiede in der Häufigkeit von ADHS zwischen Männern und Frauen.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit haben die Forschenden untersucht, wie häufig ADHS in psychiatrischen Ambulanzen ist. Was die Ursache dafür ist, dass ADHS bei Patienten und Patientinnen in psychiatrischen Ambulanzen häufiger als in der Gesamtbevölkerung ist, spielte dabei keine Rolle.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass die Häufigkeit von ADHS bei Erwachsenen in psychiatrischen Ambulanzen tatsächlich ähnlich hoch ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Eine ausführliche Diagnostik ist generell sicherer. Die mit ausführlicher Diagnostik ermittelte Häufigkeit von ADHS sollte deshalb näher an der echten Häufigkeit von ADHS liegen. Falsche Verdachtsfälle in der Früherkennung kann eine ausführliche Diagnostik nämlich aufdecken. In dieser Übersichtsarbeit fanden die Forschenden aber nur wenige Studien mit ausführlicher Diagnostik, was die Ergebnisse unsicher macht.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus ihrer Übersichtsarbeit, dass ADHS im Gesundheitssystem deutlich häufiger auftritt als in der Gesamtbevölkerung. Psychiatrische Ambulanzen sollten das berücksichtigen und alle Behandelnden entsprechend schulen. Für Erwachsene, die eine psychiatrische Ambulanz aufsuchen, kann das bedeuten, dass vor Beginn der eigentlichen Behandlung eine ausführliche Diagnostik für ADHS stattfindet. Die Behandlung kann sich so besser an ihren jeweiligen Bedürfnissen orientieren.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine Interessenkonflikte bei ihnen vorliegen.