Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Traumatic experiences in childhood and adolescence: a meta-analysis of prospective studies assessing risk for psychosis zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2022 veröffentlicht. Sie stammt von Adriana Pastore von der Universität Bari und dem San Giovanni di Dio Forschungszentrum Brescia, Italien.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Einzelne Studien haben gezeigt, dass ein
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden:
- Wie hoch ist das Risiko für Menschen mit Kindheitstrauma, eine Psychose zu entwickeln, verglichen mit Menschen ohne Kindheitstrauma?
- Wie hoch ist das Risiko für eine Psychose je nach Art des Kindheitstraumas: Mobbing, Misshandlung oder der Tod eines Elternteils?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die Personen über eine längere Zeit untersuchten. Traumatische Erfahrungen mussten noch während der Kindheit der Betroffenen festgestellt worden sein. Studien, in denen Erwachsene rückblickend über traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit berichteten, interessierten die Forschenden also nicht. Zusätzlich musste aus den Studien hervorgehen, ob die Personen eine
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 23 Studien aus den Jahren 1998 bis 2017, deren Ergebnisse sie zu einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Ergebnisse von über 100.000 Kindern und Erwachsenen. Die Studien stammten aus Europa und Australien.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 23 Studien schauten die Forschenden, wie hoch das Risiko von Menschen mit
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Kindheitstrauma : Haben die Personen in ihrer Kindheit eine traumatische Erfahrung gemacht?- Mobbing
- Misshandlung durch eine erwachsene Person: körperliche oder sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung
- Tod eines Elternteils
- Haben die Personen im Laufe der Zeit eine
Psychose entwickelt?
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARsaurus-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Menschen mit einem
Kindheitstrauma wegen Mobbing hatten ein höheres Risiko für einePsychose als Menschen ohne Kindheitstrauma. DieEffektstärke Odds Ratio betrug hier 2.28. Das bedeutet, dass das Risiko bei Mobbing im Vergleich zu keinem Kindheitstrauma mehr als doppelt so hoch war. - Menschen, die ein Kindheitstrauma aufgrund von Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung hatten, hatten ein höheres Risiko für eine Psychose. Odds Ratio betrug 2.20. Das bedeutet, auch hier war das Risiko für eine Psychose mehr als doppelt so hoch.
- Wer als Kind ein Elternteil verloren hat und deshalb traumatisiert ist, hatte ebenfalls ein höheres Risiko, eine Psychose zu entwickeln als Menschen ohne Kindheitstrauma. Odds Ratio betrug hier 1.24. Das bedeutet, das Risiko ist 1.24-mal höher als bei Menschen ohne Kindheitstrauma.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde ein Zusammenhang zwischen einem
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
- Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
- Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen bei dem erhöhten Risiko bei Misshandlung. Die Verzerrungen waren aber so gering, dass sie vermutlich keinen bedeutsamen Einfluss auf das Ergebnis haben. Sie nehmen deshalb an, dass das Risiko ähnlich hoch ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken, dass sie mögliche wichtige Einflüsse nicht berücksichtigen konnten. Dazu zählt zum Beispiel das Alter zum Zeitpunkt der traumatischen Erfahrung. Dazu gab es in den Studien zu wenige Informationen. Außerdem konnten sie insgesamt nur wenige Studien zu ihrer Fragestellung finden. Das macht die Ergebnisse der Übersichtsarbeit unsicherer.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden finden Anhaltspunkte dafür, dass das Psychose-Risiko höher ist, wenn eine traumatische Erfahrung durch böse Absicht herbeigeführt wurde. Das ist etwa bei Mobbing oder Misshandlung der Fall. Das Risiko für eine Psychose war bei einem Trauma durch den Tod eines Elternteils zwar erhöht, aber deutlich weniger stark als in den anderen Fällen. Fachpersonal sollte das erhöhte Risiko bei Menschen mit
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
In der Übersichtsarbeit können keine Angaben dazu gefunden werden, wie diese finanziert wurde.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine