Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel A Meta-analysis Relating Parental Psychological Control with Emotion Regulation in Youth zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2023 veröffentlicht. Sie stammt von Lauren E. Beliveau und drei weiteren Forschenden von der Universität Elon und der Universität Virginia in den USA.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Erziehungsverhalten spielt eine wichtige Rolle dabei, wie Jugendliche mit ihren Gefühlen umgehen. Das hat bisherige Forschung gezeigt. Kontrollierendes Erziehungsverhalten bedeutet, dass Eltern ihr Kind mit Druck, Strafen oder Schuldgefühlen beeinflussen wollen. Ob dieses Verhalten damit zusammenhängt, wie Jugendliche ihr Gefühle steuern, ist noch ungeklärt. Auch ist offen, ob der Zusammenhang von etwas beeinflusst wird. Zum Beispiel davon, ob Jugendliche aus
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: 1) Hängt ein kontrollierendes Erziehungsverhalten der Eltern damit zusammen, wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern können? 2) Wie beeinflusst der Anteil an Jugendlichen aus
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die kontrollierendes Erziehungsverhalten von Eltern und wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern, untersuchen. Die Jugendlichen sollten unter 18 Jahre alt sein und mit ihren Eltern zusammenwohnen.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 22 Studien aus den Jahren 2009 bis 2022, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 9 660 Jugendlichen aus den USA und aus verschiedenen Ländern in Asien und Europa. Etwa jeder sechste der Teilnehmenden stammte aus einer benachteiligten Minderheitsgruppe.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 22 Studien schauten die Forschenden, wie kontrollierendes Erziehungsverhalten der Eltern damit zusammenhängt, wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern. Sie untersuchten auch, ob Merkmale der Jugendlichen, der Eltern oder der Studien diesen Zusammenhang beeinflussen.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Die Forschenden untersuchten folgende Merkmale:
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kontrollierendes Erziehungsverhalten der Eltern
- Eltern, Jugendliche oder andere Personen schätzten das Verhalten ein
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Wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern
- Eltern, Jugendliche oder andere Personen schätzten das Verhalten ein
-
Verschiedene Merkmale, die diesen Zusammenhang beeinflussen könnten
- wie viele Jugendliche der untersuchten Stichprobe aus
benachteiligten Minderheitsgruppen stammen - welche Gefühle gesteuert wurden, zum Beispiel Traurigkeit oder Wut
- wer das kontrollierende Verhalten der Eltern einschätzte
- wie viele Jugendliche der untersuchten Stichprobe aus
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARpsy-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
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Das kontrollierende Erziehungsverhalten der Eltern hing damit zusammen, wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern können. Die
Korrelation r betrug -0.18. Das ist ein kleiner Zusammenhang. Je stärker das kontrollierende Erziehungsverhalten der Eltern war, desto schlechter waren die Jugendlichen in der Steuerung ihrer Gefühle. -
Bei Jugendlichen aus
benachteiligten Minderheitsgruppen war der Zusammenhang schwächer. Das bedeutet, dass kontrollierendes Erziehungsverhalten bei diesen Jugendlichen weniger stark damit zusammenhing, wie gut sie ihre Gefühle steuern konnten. -
Die Art der Gefühle beeinflusste ebenfalls, wie stark das kontrollierende Verhalten mit der Gefühlssteuerung zusammenhing. Traurigkeit konnte von den Jugendlichen besser gesteuert werden als Wut oder andere Gefühle.
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Der Zusammenhang war auch anders, je nachdem, wer das kontrollierende Erziehungsverhalten einschätzte. Wenn die Eltern ihr kontrollierendes Verhalten selbst bewerteten, war der Zusammenhang schwächer, als wenn es von den Jugendlichen oder anderen Personen eingeschätzt wurde.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse
In der Übersichtsarbeit wurde ein Zusammenhang zwischen dem kontrollierenden Erziehungsverhalten der Eltern und wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Zusammenhang gibt. Man kann aber nicht sicher sagen, dass das kontrollierende Verhalten der Eltern auch die Ursache für die schlechtere Gefühlssteuerung der Jugendlichen ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
- Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
- Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Zusammenhang zwischen kontrollierendem Erziehungsverhalten der Eltern und wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern tatsächlich ähnlich groß ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Die Ergebnisse der einzelnen Studien waren sehr unterschiedlich. Das Ergebnis der Metaanalyse ist dadurch unsicher. Wie gut die Jugendlichen ihre Gefühle steuern und das kontrollierende Verhalten der Eltern wurde von den Jugendlichen, den Eltern oder anderen Personen eingeschätzt. Dadurch sind diese Angaben sehr subjektiv. Zudem wurden nur negative Gefühle wie Traurigkeit oder Wut untersucht.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden betonen, dass das Verhalten der Eltern wichtig dafür ist, wie gut Jugendliche ihre Gefühle steuern. Um den Zusammenhang besser zu verstehen, sollten auch andere Einflüsse betrachtet werden. Dieses Wissen kann helfen, das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu fördern.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde durch einen Zuschuss der Universität Elon an eine der Forschenden finanziell unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine