Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Familial Factors Associated With Symptom Severity in Children and Adolescents With ADHD: A Meta-Analysis and Supplemental Review zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2023 veröffentlicht. Sie stammt von Lea T. Jendreizik und zwei weiteren Forschenden von der Universität zu Köln.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Wie hängen verschiedene familiäre Faktoren damit zusammen, wie stark ADHS bei Kindern und Jugendlichen ausgeprägt ist?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die untersuchten, wie familiäre Faktoren mit der Stärke von
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 43 Studien aus den Jahren 1992 bis 2018, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse von 11 123 Kindern und Jugendlichen mit
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 43 Studien schauten die Forschenden, wie verschiedene familiäre Faktoren damit zusammenhängen, wie stark
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Die Forschenden untersuchten folgende Merkmale:
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Familiäre Faktoren
- Einkommen, Bildung und Beruf der Eltern
- Alter der Eltern
- Alleinerziehende Elternteile
- Schwierige Elternbeziehung
- Anzahl der Kinder
- Belastende Lebensereignisse
ADHS der Eltern- Psychische Erkrankungen der Eltern, zum Beispiel Depressionen
- Psychische Gesundheit der Eltern
- Stress der Eltern
- Lebensqualität der Eltern
- Positives Erziehungsverhalten
- Negatives Erziehungsverhalten
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ADHS bei Kindern und Jugendlichen
- Wie stark ADHS ausgeprägt ist, erfasst durch Fragebögen oder Interviews
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARpsy-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
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Je niedriger Einkommen, Bildung und berufliche Stellung der Eltern ausfielen, desto stärker war ADHS bei Kindern und Jugendlichen ausgeprägt. Die
Korrelation r betrug 0.10. Das ist ein kleiner Zusammenhang. -
Je schwieriger die Beziehung zwischen den Eltern war, je mehr belastende Lebensereignisse vorlagen und je häufiger Kinder bei Alleinerziehenden aufwuchsen, desto stärker war ADHS bei Kindern und Jugendlichen ausgeprägt. Die Korrelation r betrug zwischen 0.10 und 0.19. Das sind kleine Zusammenhänge.
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Je schlechter die psychische Gesundheit und je stärker ADHS oder andere psychische Erkrankungen der Eltern waren, desto stärker war auch ADHS bei Kindern und Jugendlichen ausgeprägt. Die Korrelation r betrug zwischen 0.14 und 0.16. Das sind kleine Zusammenhänge.
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Je höher Stress sowie negatives Erziehungsverhalten der Eltern waren, desto stärker war ADHS bei Kindern und Jugendlichen ausgeprägt. Die Korrelation r betrug 0.25 für Stress und 0.19 für negatives Erziehungsverhalten. Das sind ebenfalls kleine Zusammenhänge.
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Alle anderen familiären Faktoren, zum Beispiel das Alter der Eltern und die Anzahl der Kinder, hingen nicht bedeutsam mit der Stärke von ADHS bei Kindern und Jugendlichen zusammen.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurden Zusammenhänge zwischen verschiedenen familiären Faktoren und der Stärke von
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen bei vier der untersuchten familiären Faktoren: belastende Lebensereignisse, negatives Erziehungsverhalten, psychische Erkrankungen der Eltern und Anzahl der Kinder. Sie nehmen deshalb an, dass die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und der Stärke von
ADHS tatsächlich kleiner sind als in ihrer Übersichtsarbeit berechnet. Bei den übrigen neun familiären Faktoren fanden die Forschenden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass diese Zusammenhänge tatsächlich ähnlich groß sind, wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken, dass sich die Studien teilweise stark unterschieden. Auch was genau unter den familiären Faktoren verstanden wurde, unterschied sich je nach Studie. Außerdem wurden die Faktoren immer einzeln betrachtet, obwohl sie in der Realität oft miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Das kann die Ergebnisse beeinflusst haben.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden betonen, wie wichtig es ist, familiäre Umstände von Kindern und Jugendlichen mit ADHS zu berücksichtigen. Zu wissen, welche familiären Faktoren mit ADHS zusammenhängen, kann helfen, betroffene Kinder und Jugendliche besser zu unterstützen. Je nach familiärer Situation der Kinder und Jugendlichen sollte deren Therapie erweitert werden und zum Beispiel auch die Eltern einschließen. Außerdem könnten mit dem Wissen auch passendere Maßnahmen entwickelt werden.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass folgende