Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Physical activity and subjective well-being in healthy individuals: A meta-analytic review zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2021 veröffentlicht. Sie stammt von Susanne Buecker und vier weiteren Forschenden von der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Trier.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
Hat eine Person ein hohes Wohlbefinden, dann fühlt sie sich allgemein sehr gut und glücklich. Wer ein hohes Wohlbefinden hat, ist auch gesünder und lebt länger. Ob man das Wohlbefinden zum Beispiel dadurch steigern kann, dass man körperlich aktiv ist, dazu gibt es erst wenige Studien. Bisherige Forschung untersuchte vor allem, wie körperliche Aktivität dabei hilft, Gesundheitsprobleme und Krankheiten zu verringern.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: 1) Berichten körperlich aktive Menschen ein höheres Wohlbefinden als weniger aktive Menschen? 2) Beeinflussen bestimmte Merkmale der körperlichen Aktivität oder des Wohlbefindens diesen Unterschied? 3) Beeinflusst das durchschnittliche Fitnesslevel der Person diesen Unterschied?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die sich mit körperlicher Aktivität und Wohlbefinden befassten. Die Teilnehmenden sollten gesunde Menschen ohne körperliche oder geistige Einschränkungen sein.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden fanden insgesamt 157 Studien aus den Jahren 1988 bis 2019, deren Ergebnisse sie mit einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt sind das Studienergebnisse 524 770 gesunden Menschen zwischen 5 und 83 Jahren.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 157 Studien schauten die Forschenden, ob sich Menschen mit hoher körperlicher Aktivität in ihrem Wohlbefinden von Menschen mit niedriger körperlicher Aktivität unterscheiden.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Die Forschenden untersuchten folgende Merkmale:
- Wohlbefinden
- Teilnehmende schätzten ihr eigenes Wohlbefinden ein
- Körperliche Aktivität
- Teilnehmende berichteten, wie sehr sie körperlich aktiv sind
- Merkmale des Wohlbefindens
- Zum Beispiel gemessener Bereich des Wohlbefindens wie positive Gefühle, negative Gefühle oder wie Menschen ihr Leben bewerten
- Merkmale der körperlichen Aktivität
- Zum Beispiel Art der Belastung, Intensität oder wie hoch die soziale Interaktion dabei ist
- Vorheriges Fitnesslevel
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARpsy-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Menschen, die körperlich aktiver sind, berichten ein höheres Wohlbefinden als weniger aktive Menschen. Der Unterschied zwischen aktiven und weniger aktiven Menschen entspricht der
Effektstärke Cohens d von 0.36. Das ist ein kleiner Effekt. Umgerechnet auf 100 Personen bedeutet das: 64 von 100 aktiven Personen berichteten ein höheres Wohlbefinden als der Durchschnitt der weniger aktive Personen. - Dieser Unterschied hängt davon ab, welche Bereiche des Wohlbefindens betrachtet werden. Für die Bewertung des eigenen Lebens betrug Cohens d 0.35. Das ist ein kleiner Effekt. Bei positiven Gefühlen wie Freude und Begeisterung war der Unterschied größer. Cohens d betrug hier 0.53, was einem mittelgroßen Effekt entspricht. Für negative Gefühle wie Traurigkeit oder Ärger gab es keinen bedeutsamen Unterschied.
- Die untersuchten Merkmale der körperlichen Aktivität hatten keinen bedeutsamen Einfluss auf diesen Unterschied.
- Auch das vorherige Fitnesslevel der Menschen beeinflusste den Unterschied im Wohlbefinden zwischen körperlich aktiven und weniger aktiven Menschen nicht bedeutsam.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde ein Unterschied im Wohlbefinden zwischen körperlich aktiven im Vergleich zu weniger aktiven Personen beobachtet. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, weiß man nur, dass es diesen Unterschied gibt. Man kann aber nicht sicher sagen, dass höhere körperliche Aktivität auch die Ursache für ein höheres Wohlbefinden ist oder ob es umgekehrt ist: dass ein höheres Wohlbefinden die Ursache für mehr körperliche Aktivität ist.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
- Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
- Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Unterschied im Wohlbefinden zwischen körperlich aktiven und weniger aktiven Menschen tatsächlich kleiner ist als in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken, dass die Studien sich teilweise stark unterschieden. Außerdem wurde nicht untersucht, ob beispielsweise die persönliche Erfahrung mit Bewegung den Unterschied im Wohlbefinden zwischen aktiven und weniger aktiven Menschen beeinflusst. Zudem beschränkt sich die Übersichtsarbeit auf gesunde Menschen. Wie sich der Unterschied bei anderen Gruppen, zum Beispiel älteren Menschen mit Demenz, zeigt, bleibt unklar.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass körperliche Aktivität mit einem höheren berichteten Wohlbefinden einhergeht. Dies sei unabhängig von Intensität, Sportart oder Fitnesslevel der Person. Wer sich mehr bewegt, könnte also eher positive Gefühle und Zufriedenheit erleben. Dabei ist aber nicht gesichert, dass die Bewegung selbst die Ursache dafür ist.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine