Hilft Aromatherapie gegen Angst?

Worum geht es?

KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Effects of aromatherapy on anxiety: meta-analysis of randomized controlled trials zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2020 veröffentlicht. Sie stammt von Minmin Gong und vier weiteren Forschenden von der Universität Wuhan in China.

Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?

Hintergrund:

Angst entsteht, wenn Situationen bedrohlich wirken oder man sich überfordert fühlt. Oft vergeht sie von selbst, manchmal ist jedoch Hilfe nötig. Zunehmend kommt hierbei auch die zum Einsatz. Hier werden beispielsweise Duftöle eingeatmet oder in die Haut einmassiert. Die Wirkstoffe in den Ölen sollen dafür sorgen, dass im Gehirn Botenstoffe ausgeschüttet werden, die die Angst verringern. Ob Aromatherapie tatsächlich gegen Angst hilft, ist jedoch noch nicht eindeutig geklärt.

Forschungsfrage:

Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Kann Aromatherapie gegen Angst helfen?

Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?

Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?

Die Forschenden suchten nach Studien , die untersuchten, ob Personen, die an einer Aromatherapie teilnahmen, danach weniger Angst hatten als Personen, die nicht daran teilnahmen. In den Studien mussten Erwachsene, die an Ängsten litten, zufällig einer Aromatherapie- oder zugeteilt werden. Dabei musste die Angst anhand eines wissenschaftlichen Fragebogens, dem „State-Trait-Angst-Inventar“, gemessen werden. Dieser misst Angst als akuten Zustand und Ängstlichkeit als dauerhafte Persönlichkeitseigenschaft. Dabei können Werte zwischen 20 (sehr niedrige Angst oder Ängstlichkeit) und 80 (sehr hohe Angst oder Ängstlichkeit) erzielt werden. Die Düfte wurden über Atmung oder die Haut aufgenommen. Alle Teilnehmenden mussten psychisch gesund sein und durften keine weiteren Therapien machen.

Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?

Die Forschenden haben 25 Studien aus den Jahren zwischen 1994 und 2019 gefunden, deren Ergebnisse sie zu einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Insgesamt waren das Daten von 2 569 Teilnehmenden. 1 271 davon nahmen an einer Aromatherapie teil und 1 298 nahmen nicht daran teil. Die meisten Studien stammten aus dem Iran und der Türkei, weitere aus Ländern in Europa, Asien und Amerika.

Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?

In den 25 Studien schauten die Forschenden, ob Personen, die an einer Aromatherapie teilnahmen, danach weniger Angst hatten als Personen ohne Aromatherapie.

Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?

Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:

• Teilnahme an einer Aromatherapie
  • ja oder nein
• Angst
  • niedrig bis hoch
• Art der Angst
  • Angst als akuter, vorübergehender Zustand
  • Neigung zu Angst als Persönlichkeitsmerkmal

Hinweis der KLARpsy-Autor:innen

Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARpsy-Wörterbuch.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

• Personen, die an einer Aromatherapie teilnahmen, hatten danach weniger Angst als Personen, die nicht daran teilnahmen.
• In Studien, die Angst als akuten Zustand betrachteten, betrug die 5.16. Das bedeutet: Personen, die an einer Aromatherapie teilnahmen, ordneten ihre Angst auf einer Skala von 20 bis 80 ungefähr 5 Punkte niedriger ein.
• In Studien, die Ängstlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal betrachteten, betrug die WMD 2.85. Personen, die an einer Aromatherapie teilnahmen, ordneten ihre Ängstlichkeit auf einer Skala von 20 bis 80 bei ungefähr 5 Punkten weniger ein.

Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?

Was ist die Ursache für die Ergebnisse?

In der Übersichtsarbeit wurde gefunden, dass Personen, die an einer teilnahmen, danach weniger Angst hatten als Personen ohne Aromatherapie. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass Aromatherapie auch die Ursache für weniger Angst war.

Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?

• Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
• Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Unterschied zwischen Personen, die an einer Aromatherapie teilnahmen und denen, die nicht teilnahmen, tatsächlich ähnlich groß ist wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.

Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?

Die Forschenden geben zu bedenken: Einige Studien waren von geringer Qualität. Zudem fehlten meist Angaben zu möglichen Nebenwirkungen. Auch war die Zahl der Studien zu gering, um zu prüfen, ob mögliche Einflüsse wie Dauer oder Häufigkeit der Aromatherapie ihre Wirksamkeit verändern.

Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?

Die Forschenden schließen aus ihren Ergebnissen, dass Aromatherapie bei Angst helfen kann. Sie empfehlen ihren Einsatz in Krankenhäusern, etwa bei Patient:innen mit Krankheitsängsten. Unklar bleibt jedoch, ob Aromatherapie auch langfristig wirkt, zum Beispiel auch bei Angststörungen.

Was ist noch zu beachten?

Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?

Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde durch die nationale Stiftung zur Förderung von naturwissenschaftlicher Forschung in China gefördert.

Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?

Die Forschenden berichten, dass keine bei ihnen vorliegen.